Hallo,
Nach meiner ersten Mail möchte ich eine Frage stellen. Ich hoffe ich bin damit hier richtig - ansonsten bitte ich darum mich an eine bessere Liste zu verweisen.
Gestern hab ich - als Benutzer von Kylix - gesucht ob es was JavaDoc vergleichbares speziell für Kylix gibt. Ich fand PasDoc [1] und DIPasDoc [2]. PasDoc an sich funktioniert nicht unter Kylix, und daher wollte ich DIPasDoc ausprobieren.
PasDoc ist unter GPL veröffentlicht, und DIPasDoc auch. Meine Frage ist nun: Verletzt DIPasDoc die GPL indem es sich nur kompilieren lässt wenn man auch DIContainers [3] besitzt, eine proprietäre Bibliothek, die in binär-Form für Windows als Trial verfügbar ist.
M.E. ist [4] aus der GPL-FAQ in diesem Fall "zutreffend", auch wenn eine solche Ausnahme-Klausel natürlich nicht existiert/existieren kann.
Falls tatsächlich eine Verletzung vorliegt, was ist dann zu tun? Sollte ich erst Ralf Junker (Autor von DIPasDoc), oder zuerst Marco Schmidt (Autor der Original-Version PasDoc) darauf aufmerksam machen?
Gruß, Johannes Berg
[1] http://pasdoc.sf.net/ [2] http://zeitungsjunge.de/delphi/PasDoc/ [3] http://zeitungsjunge.de/delphi/Containers/ [4] http://www.gnu.org/licenses/gpl-faq.html#WritingFSWithNFLibs
Johannes Berg schreibt:
Meine Frage ist nun: Verletzt DIPasDoc die GPL indem es sich nur kompilieren lässt wenn man auch DIContainers [3] besitzt, eine proprietäre Bibliothek, die in binär-Form für Windows als Trial verfügbar ist.
Kann ich mir nicht vorstellen. Dann wuerde ein mit Motif gebundener Emacs ja auch die GPL verletzen, oder?
Gruß, Andreas Vögele
Hallo!
(IANAL)
Am Mit, 2003-03-26 um 14.18 schrieb Johannes Berg:
Nach meiner ersten Mail möchte ich eine Frage stellen. Ich hoffe ich bin damit hier richtig - ansonsten bitte ich darum mich an eine bessere Liste zu verweisen.
Mit solchen Fragen bist du hier genau richtig.
PasDoc ist unter GPL veröffentlicht, und DIPasDoc auch. Meine Frage ist nun: Verletzt DIPasDoc die GPL indem es sich nur kompilieren lässt wenn man auch DIContainers [3] besitzt, eine proprietäre Bibliothek, die in binär-Form für Windows als Trial verfügbar ist.
Nein. Die GPL verletzen würde einer, der das Binary weitergibt. Solange nur der Source weitergegeben wird, liegt keine Verletzung vor.
M.E. ist [4] aus der GPL-FAQ in diesem Fall "zutreffend", auch wenn eine solche Ausnahme-Klausel natürlich nicht existiert/existieren kann.
Es wäre gut, wenn die Ausnahme-Klausel in die Lizenz von DIPasDoc eingebaut werden würde. Damit wären wir ganz sicher.
Falls tatsächlich eine Verletzung vorliegt, was ist dann zu tun? Sollte ich erst Ralf Junker (Autor von DIPasDoc), oder zuerst Marco Schmidt (Autor der Original-Version PasDoc) darauf aufmerksam machen?
Richtig wäre, dass du Ralf Junker kontaktierst, der vielleicht sich gar nicht bewusst ist, dass er da irgendwo in einer Grauzone ist. Der kann sich dann mit Marco Schmidt zusammenraufen, ob er die Ausnahme-Klausel in die Lizenz aufnehmen darf oder nicht (darf er nämlich m.E. nur, wenn auch Marco Schmidt einverstanden ist).
Viele Grüße,
Hallo,
(IANAL)
Ich auch nicht. Aber sonst würde ich vielleicht auch nicht fragen :)
Mit solchen Fragen bist du hier genau richtig.
Super.
Nein. Die GPL verletzen würde einer, der das Binary weitergibt. Solange nur der Source weitergegeben wird, liegt keine Verletzung vor.
Ok, das Package enthält auch ein Binary (für Windows). Macht das einen Unterschied? (Frage wegen "nur der Source")
Emacs (um das Beispiel von Andreas Vögele aufzugreifen) enthält keine Ausnahme-Klausel für Motif (habe jedenfalls keine gefunden). Vermutlich ist das also nicht unbedingt nötig - auch wenn bei Emacs denke ich noch eine etwas andere Situation vorliegt, denn das funktioniert auch ohne Motif.
M.E. ist [4] aus der GPL-FAQ in diesem Fall "zutreffend", auch wenn eine solche Ausnahme-Klausel natürlich nicht existiert/existieren kann.
Es wäre gut, wenn die Ausnahme-Klausel in die Lizenz von DIPasDoc eingebaut werden würde. Damit wären wir ganz sicher.
Falls tatsächlich eine Verletzung vorliegt, was ist dann zu tun? Sollte ich erst Ralf Junker (Autor von DIPasDoc), oder zuerst Marco Schmidt (Autor der Original-Version PasDoc) darauf aufmerksam machen?
Richtig wäre, dass du Ralf Junker kontaktierst, der vielleicht sich gar nicht bewusst ist, dass er da irgendwo in einer Grauzone ist. Der kann sich dann mit Marco Schmidt zusammenraufen, ob er die Ausnahme-Klausel in die Lizenz aufnehmen darf oder nicht (darf er nämlich m.E. nur, wenn auch Marco Schmidt einverstanden ist).
Werde ich dann wohl demnächst tun.
Gruß, Johannes Berg
Am Mit, 2003-03-26 um 15.56 schrieb Johannes Berg:
Nein. Die GPL verletzen würde einer, der das Binary weitergibt. Solange nur der Source weitergegeben wird, liegt keine Verletzung vor.
Ok, das Package enthält auch ein Binary (für Windows). Macht das einen Unterschied? (Frage wegen "nur der Source")
Wenn ich die GPL richtig interpretiere, verletzt die Weitergabe des Binaries ohne den _kompletten_ Sourcecode die GPL.
Richtig wäre, dass du Ralf Junker kontaktierst, der vielleicht sich gar nicht bewusst ist, dass er da irgendwo in einer Grauzone ist. Der kann sich dann mit Marco Schmidt zusammenraufen, ob er die Ausnahme-Klausel in die Lizenz aufnehmen darf oder nicht (darf er nämlich m.E. nur, wenn auch Marco Schmidt einverstanden ist).
Werde ich dann wohl demnächst tun.
Halte uns bitte auf dem Laufenden, was herauskommen. Solche Dinge sind immer interessant.
Viele Grüße,
Quoting Reinhard Müller reinhard@ffs.or.at:
Wenn ich die GPL richtig interpretiere, verletzt die Weitergabe des Binaries ohne den _kompletten_ Sourcecode die GPL.
Das kommt darauf an. Binaries von GPL-Software darf man selbstverständlich weitergeben, solange man dem Dritten das Recht darauf einräumt, den Source auf Anfrage bekommen zu können, und das vollständig. (Was ich jetzt nicht auf Anhieb weiß ist, ob man den Source kostenlos verschicken muss oder eine Aufwandsgebühr dafür verlangen darf.)
Wenn jetzt aber die GPL-Software auf einer Nicht-GPL-Bibliothek, die kein Teil des Betriebssystems ist, aufbaut, dann darf nach meiner GPL-Interpretation auf keinen Fall ein Binary vertrieben werden ("linking with a non-free library" oder so). Aufgetreten ist dieser Fall bei alten Versionen von mplayer (http://www.mplayerhq.hu/), die zeitweilig nur im Source verfügbar war, weil sie zwar selbst GPL ist, aber gelinkte Bibliotheken und einer anderen Lizenz waren.
Interessant wäre auch noch zu wissen, welcher Lizenz das alte PasDoc unterliegt, obwohl es hier für den konkreten Fall aller Wahrscheinlichkeit nach irrelevant ist.
Hinweis: IANAL.
Viele liebe Grüße, Christian
Hallo,
Das kommt darauf an. Binaries von GPL-Software darf man selbstverständlich weitergeben, solange man dem Dritten das Recht darauf einräumt, den Source auf Anfrage bekommen zu können, und das vollständig. (Was ich jetzt nicht auf Anhieb weiß ist, ob man den Source kostenlos verschicken muss oder eine Aufwandsgebühr dafür verlangen darf.)
Normalerweise Aufwandsgebühr, wenn ich das richtig sehe. Oder Moment, ich glaub nur genausoviel wie auch das Vertreiben des Binary gekostet hat, also hier Null. Ist denn jetzt dadurch dass das Binary als "Binary aus GPL-Source" vertrieben wird automatisch der gesamte Quelltext GPL? Das wäre ja in diesem Fall äußerst schlecht für Ralf Junker, er vertreibt den Quelltext des non-GPL Teils sonst für 60 USD.
Wenn jetzt aber die GPL-Software auf einer Nicht-GPL-Bibliothek, die kein Teil des Betriebssystems ist, aufbaut, dann darf nach meiner GPL-Interpretation auf keinen Fall ein Binary vertrieben werden ("linking with a non-free library" oder so). Aufgetreten ist dieser Fall bei alten Versionen von mplayer (http://www.mplayerhq.hu/), die zeitweilig nur im Source verfügbar war, weil sie zwar selbst GPL ist, aber gelinkte Bibliotheken und einer anderen Lizenz waren.
Aha. Das ist schon näher dran. Genau das haben wir: - Bibliothek non-GPL - Programm benötigt diese - Programm ist GPL
Das Package was zum download bereit steht ist, besteht GPL Code und einem Binary was aus GPL und dem non-GPL Code erzeugt. Mal zur Info: das Archiv besteht aus: - Img (dir) 4 Bilder - License.txt (file) GPL version 2, quasi identisch mit /usr/share/common-licenses/GPL-2 (debian) - PasDoc.pdf (file) "Readme" vom original - ReadMe.htm (file) Readme+Changelog vom neuen - Source (dir) Quelltexte - Win32 (dir) einige helper-batchfiles + win32 exe
Interessant wäre auch noch zu wissen, welcher Lizenz das alte PasDoc unterliegt, obwohl es hier für den konkreten Fall aller Wahrscheinlichkeit nach irrelevant ist.
Hmm, hab ich das vergessen zu sagen? Das alte PasDoc ist unter GPL. Ansonsten hätte ich wohl gar keine Verletzung vermutet.
Gruß, Johannes
Am Mit, 2003-03-26 um 17.30 schrieb Johannes Berg:
Das kommt darauf an. Binaries von GPL-Software darf man selbstverständlich weitergeben, solange man dem Dritten das Recht darauf einräumt, den Source auf Anfrage bekommen zu können, und das vollständig. (Was ich jetzt nicht auf Anhieb weiß ist, ob man den Source kostenlos verschicken muss oder eine Aufwandsgebühr dafür verlangen darf.)
Normalerweise Aufwandsgebühr, wenn ich das richtig sehe. Oder Moment, ich glaub nur genausoviel wie auch das Vertreiben des Binary gekostet hat, also hier Null.
"for a charge no more than your cost of physically performing source distribution" - also zum Selbstkostenpreis. Egal was das Binary gekostet hat.
Ist denn jetzt dadurch dass das Binary als "Binary aus GPL-Source" vertrieben wird automatisch der gesamte Quelltext GPL? Das wäre ja in diesem Fall äußerst schlecht für Ralf Junker, er vertreibt den Quelltext des non-GPL Teils sonst für 60 USD.
Ganz klar. Ein compiliertes Binary, das den GPL-Quelltext enthält, ist ein "derived work" und darf nur dann vertrieben werden, wenn alle notwendigen Sourcen entweder GPL oder GPL-kompatibel sind. Ob das Binary ein einziges File ist oder auf mehrere Files aufgeteilt ist (z.B. mit DLL's) ist übrigens irrelevant. Nach derzeitiger Rechtsauffassung gilt zumindest alles das als ein "derived work", was im gleichen Adressraum innerhalb des gleichen Prozesses abläuft.
Viele Grüße Reinhard
"for a charge no more than your cost of physically performing source distribution" - also zum Selbstkostenpreis. Egal was das Binary gekostet hat.
Ok, sorry. Da habe ich wohl den falschen Absatz erwischt.
Ist denn jetzt dadurch dass das Binary als "Binary aus GPL-Source" vertrieben wird automatisch der gesamte Quelltext GPL? Das wäre ja in diesem Fall äußerst schlecht für Ralf Junker, er vertreibt den Quelltext des non-GPL Teils sonst für 60 USD.
Ganz klar. Ein compiliertes Binary, das den GPL-Quelltext enthält, ist ein "derived work" und darf nur dann vertrieben werden, wenn alle notwendigen Sourcen entweder GPL oder GPL-kompatibel sind. Ob das Binary ein einziges File ist oder auf mehrere Files aufgeteilt ist (z.B. mit DLL's) ist übrigens irrelevant. Nach derzeitiger Rechtsauffassung gilt zumindest alles das als ein "derived work", was im gleichen Adressraum innerhalb des gleichen Prozesses abläuft.
Gibt es da irgendwelche Urteile oder so zu? (wegen "nach derzeitiger Rechtsauffassung"). Pure Neugier ;)
Sollte ich jetzt von Ralf Junker einfach die "source distribution" verlangen?
Gruß, Johannes
Am Mit, 2003-03-26 um 18.52 schrieb Johannes Berg:
Gibt es da irgendwelche Urteile oder so zu? (wegen "nach derzeitiger Rechtsauffassung"). Pure Neugier ;)
Nach meinem Wissen gibt es immer noch keinen Fall, bei dem die GPL dann tatsächlich vor Gericht gelandet ist. Der weitaus größte Teil der GPL-Verletzungen sind total unabsichtlich und werden behoben, sobald man mit dem "Übeltäter" halbwegs zivilisiert darüber redet.
Sollte ich jetzt von Ralf Junker einfach die "source distribution" verlangen?
Siehe oben :-)
On Wed, 2003-03-26 at 19:31, Reinhard Müller wrote:
Nach meinem Wissen gibt es immer noch keinen Fall, bei dem die GPL dann tatsächlich vor Gericht gelandet ist. Der weitaus größte Teil der GPL-Verletzungen sind total unabsichtlich und werden behoben, sobald man mit dem "Übeltäter" halbwegs zivilisiert darüber redet.
Stimmt natürlich :) Ich werde jetzt mit dem angesammelten Wissen erstmal Ralf Junker anschreiben und ihm die Situation schildern. Mal sehen was er dazu sagt und was sonst so passiert - werde mich dann hier wieder melden.
Erstmal Danke für alle Hilfe und Hinweise!
Gruß, Johannes