Gerade auf meinem Blog [1] und auf Netzpolitik [2] geschrieben:
Gestern hat Dradio Wissen mich zu Digitaler Rechteminderung (DRM) interviewt. Es geht darum, was DRM ist, warum Unternehmen DRM einführen, warum DRM nur funktioniert, wenn der Kunde als Feind betrachtet wird und welche anderen Möglichkeiten neben DRM bestehen (Audio/MP3 [3] 07:52 Minuten). Ich habe am Ende des Interviews versucht, ein paar Punkte zu viel reinzubringen, was in der kurzen Zeit dann doch schlecht möglich war. Aber hier soll es um etwas anderes gehen.
Bei Diskussionen zu Freier Software, DRM, Antifeatures, etc. höre oder lese immer wieder von klugen, kritisch denkenden Menschen, dass es ja das gute Recht der Hersteller ist, über ihre Produkte zu verfügen oder Kontrolle auszuüben. Woher kommt das? Wären diese Einschränkungen in "der analogen Welt" auch akzeptabel? Ist es das gute Recht eines Verlags, dass er mir verbieten kann, das Buch vorzulesen, Freunden auszuleihen, oder weiterzuverkaufen? Ich habe immer wieder Büchern zweckentfremdet: im Moment ersetzen z.B. drei Bücher den vorderen Fuß meines kaputten Sofas. Wäre es ok, wenn der Verlag oder der Autor mir so etwas verbieten darf? Akzeptieren mehr Menschen solche Einschränkungen bei Software und Daten, und wenn ja, warum? Kommt das daher, dass bei der Diskussion mit der Bezeichnung "Digitales Rechte-Management", von vornherein den Herstellern ein Recht zugestanden wird?
Ich würde gerne von Euch wissen, wie ihr selbst das seht und wie das Bekannte, Freunde und Kollegen von Euch sehen. Ist es das gute Recht von Herstellern, uns einzuschränken? [...] Dankeschön.
Viele Grüße Matthias
1. http://blogs.fsfe.org/mk/?p=929 2. https://netzpolitik.org/2012/digitale-rechteminderung-und-das-gute-recht/ 3. http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/04/23/drw_201204231034_die_di...
Hallo Matthias,
ich hab deinen Beitrag auf netzpolitik kommentiert:
Hallo Matthias,
das grundsätzliche Problem fängt schon bei den Begrifflichkeiten in der Sprache an: “Geistiges Eigentum” – ein unglaubliches Unwort. Der Grund ist der, dass man mit “Eigentum” gewisse Assoziationen auf nicht-materielle Dinge überträgt, die so garnicht übertragen werden können; und darin liegt schon der Fehler. Mit Eigentum assoziiert man beispielsweise das Recht darüber zu bestimmen, was nun mit einer Sache, die man sein Eigentum nennt, geschieht, etwa wer diese Sache in welchem Umfang nutzen darf. Das klingt völlig einleuchtend – und deshalb wird zunächst auch jeder bestätigen, dass die Künstler “ein gutes Recht” zur Bestimmung über “ihre Dinge” haben. Diese Überzeugung baut aber auf falschen Annahmen.
Informationen sind im Grundsatz erst einmal frei – das ist doch völlig klar. Niemand kontrolliert was ich denke, sehe, auf meinem Computer bearbeite (sei es kopiere, lösche oder erstelle) und wenn ich es verteile, was damit geschieht. Das ist ein naturgegebenes Gesetz, keine großartige Theorie. Dieses Gesetz der freien Information vollständig zu brechen ist unmöglich – das war schon immer so. Einzig und allein die Geschwindigkeit, mit der sich Informationen heute verbreiten lassen ist rasant angestiegen.
Richtig ist, dass Künstler Schutzrechte (etwa auf Ihren Künstlernamen) genießen und angemessen entlohnt werden sollten, denn sie tragen maßgeblich zur Kulturbildung unserer Gesellschaft bei. Wie man das anstellt, da kann sich viele Gedanken zu machen und sprengt diesen Kommentar. Wenn man sich aber wenigstens bewusst darüber wird, dass man Naturgesetze nicht brechen kann und differenziert debattiert, dann findet man auch hier vernünftige Lösungen. In einfachster Form wäre das z.B. eine Sozialabgabe für Künstler.
Viele Grüße,
Jacob
Am 24. April 2012 16:38 schrieb Matthias Kirschner mk@fsfe.org:
Gerade auf meinem Blog [1] und auf Netzpolitik [2] geschrieben:
Gestern hat Dradio Wissen mich zu Digitaler Rechteminderung (DRM) interviewt. Es geht darum, was DRM ist, warum Unternehmen DRM einführen, warum DRM nur funktioniert, wenn der Kunde als Feind betrachtet wird und welche anderen Möglichkeiten neben DRM bestehen (Audio/MP3 [3] 07:52 Minuten). Ich habe am Ende des Interviews versucht, ein paar Punkte zu viel reinzubringen, was in der kurzen Zeit dann doch schlecht möglich war. Aber hier soll es um etwas anderes gehen.
Bei Diskussionen zu Freier Software, DRM, Antifeatures, etc. höre oder lese immer wieder von klugen, kritisch denkenden Menschen, dass es ja das gute Recht der Hersteller ist, über ihre Produkte zu verfügen oder Kontrolle auszuüben. Woher kommt das? Wären diese Einschränkungen in "der analogen Welt" auch akzeptabel? Ist es das gute Recht eines Verlags, dass er mir verbieten kann, das Buch vorzulesen, Freunden auszuleihen, oder weiterzuverkaufen? Ich habe immer wieder Büchern zweckentfremdet: im Moment ersetzen z.B. drei Bücher den vorderen Fuß meines kaputten Sofas. Wäre es ok, wenn der Verlag oder der Autor mir so etwas verbieten darf? Akzeptieren mehr Menschen solche Einschränkungen bei Software und Daten, und wenn ja, warum? Kommt das daher, dass bei der Diskussion mit der Bezeichnung "Digitales Rechte-Management", von vornherein den Herstellern ein Recht zugestanden wird?
Ich würde gerne von Euch wissen, wie ihr selbst das seht und wie das Bekannte, Freunde und Kollegen von Euch sehen. Ist es das gute Recht von Herstellern, uns einzuschränken? [...] Dankeschön.
Viele Grüße Matthias
https://netzpolitik.org/2012/digitale-rechteminderung-und-das-gute-recht/ 3. http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/04/23/drw_201204231034_die_di... -- Matthias Kirschner - FSFE - Deutschland- und Fellowshipkoordinator FSFE, Linienstr. 141, 10115 Berlin, t +49-30-27595290 +49-1577-1780003 Ist Ihnen Freie Software wichtig? Treten Sie heute bei! (fsfe.org/join) Weblog (blogs.fsfe.org/mk) - Kontakt (fsfe.org/about/kirschner) _______________________________________________ fsfe-de mailing list fsfe-de@fsfeurope.org https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de
On 24.04.2012 17:25, Jacob Dawid wrote:
Hallo Matthias,
ich hab deinen Beitrag auf netzpolitik kommentiert:
Hallo Matthias,
das grundsätzliche Problem fängt schon bei den Begrifflichkeiten in der Sprache an: “Geistiges Eigentum” – ein unglaubliches Unwort. Der Grund ist der, dass man mit “Eigentum” gewisse Assoziationen auf nicht-materielle Dinge überträgt, die so garnicht übertragen werden können; und darin liegt schon der Fehler. Mit Eigentum assoziiert man beispielsweise das Recht darüber zu bestimmen, was nun mit einer Sache, die man sein Eigentum nennt, geschieht, etwa wer diese Sache in welchem Umfang nutzen darf. Das klingt völlig einleuchtend – und deshalb wird zunächst auch jeder bestätigen, dass die Künstler “ein gutes Recht” zur Bestimmung über “ihre Dinge” haben. Diese Überzeugung baut aber auf falschen Annahmen.
Informationen sind im Grundsatz erst einmal frei – das ist doch völlig klar. Niemand kontrolliert was ich denke, sehe, auf meinem Computer bearbeite (sei es kopiere, lösche oder erstelle) und wenn ich es verteile, was damit geschieht. Das ist ein naturgegebenes Gesetz, keine großartige Theorie. Dieses Gesetz der freien Information vollständig zu brechen ist unmöglich – das war schon immer so. Einzig und allein die Geschwindigkeit, mit der sich Informationen heute verbreiten lassen ist rasant angestiegen.
Richtig ist, dass Künstler Schutzrechte (etwa auf Ihren Künstlernamen) genießen und angemessen entlohnt werden sollten, denn sie tragen maßgeblich zur Kulturbildung unserer Gesellschaft bei. Wie man das anstellt, da kann sich viele Gedanken zu machen und sprengt diesen Kommentar. Wenn man sich aber wenigstens bewusst darüber wird, dass man Naturgesetze nicht brechen kann und differenziert debattiert, dann findet man auch hier vernünftige Lösungen. In einfachster Form wäre das z.B. eine Sozialabgabe für Künstler.
Viele Grüße,
Jacob
Am 24. April 2012 16:38 schrieb Matthias Kirschner <mk@fsfe.org mailto:mk@fsfe.org>:
Gerade auf meinem Blog [1] und auf Netzpolitik [2] geschrieben: Gestern hat Dradio Wissen mich zu Digitaler Rechteminderung (DRM) interviewt. Es geht darum, was DRM ist, warum Unternehmen DRM einführen, warum DRM nur funktioniert, wenn der Kunde als Feind betrachtet wird und welche anderen Möglichkeiten neben DRM bestehen (Audio/MP3 [3] 07:52 Minuten). Ich habe am Ende des Interviews versucht, ein paar Punkte zu viel reinzubringen, was in der kurzen Zeit dann doch schlecht möglich war. Aber hier soll es um etwas anderes gehen. Bei Diskussionen zu Freier Software, DRM, Antifeatures, etc. höre oder lese immer wieder von klugen, kritisch denkenden Menschen, dass es ja das gute Recht der Hersteller ist, über ihre Produkte zu verfügen oder Kontrolle auszuüben. Woher kommt das? Wären diese Einschränkungen in "der analogen Welt" auch akzeptabel? Ist es das gute Recht eines Verlags, dass er mir verbieten kann, das Buch vorzulesen, Freunden auszuleihen, oder weiterzuverkaufen? Ich habe immer wieder Büchern zweckentfremdet: im Moment ersetzen z.B. drei Bücher den vorderen Fuß meines kaputten Sofas. Wäre es ok, wenn der Verlag oder der Autor mir so etwas verbieten darf? Akzeptieren mehr Menschen solche Einschränkungen bei Software und Daten, und wenn ja, warum? Kommt das daher, dass bei der Diskussion mit der Bezeichnung "Digitales Rechte-Management", von vornherein den Herstellern ein Recht zugestanden wird? Ich würde gerne von Euch wissen, wie ihr selbst das seht und wie das Bekannte, Freunde und Kollegen von Euch sehen. Ist es das gute Recht von Herstellern, uns einzuschränken? [...] Dankeschön. Viele Grüße Matthias 1. http://blogs.fsfe.org/mk/?p=929 2. https://netzpolitik.org/2012/digitale-rechteminderung-und-das-gute-recht/ 3. http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/04/23/drw_201204231034_die_diskussion_um_digitale_rechte_4b0f6678.mp3 -- Matthias Kirschner - FSFE - Deutschland- und Fellowshipkoordinator FSFE, Linienstr. 141, 10115 Berlin, t +49-30-27595290 <tel:%2B49-30-27595290> +49-1577-1780003 <tel:%2B49-1577-1780003> Ist Ihnen Freie Software wichtig? Treten Sie heute bei! (fsfe.org/join <http://fsfe.org/join>) Weblog (blogs.fsfe.org/mk <http://blogs.fsfe.org/mk>) - Kontakt (fsfe.org/about/kirschner <http://fsfe.org/about/kirschner>) _______________________________________________ fsfe-de mailing list fsfe-de@fsfeurope.org <mailto:fsfe-de@fsfeurope.org> https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de
-- „Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wusste das nicht und hat's gemacht.“ - Unbekannt
fsfe-de mailing list fsfe-de@fsfeurope.org https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de
Hallo, Ich denke es ist nicht das gute Recht des Herstellers einen ahnungslosen Kunden einzuschränken. Wichtig ist, dass der Verbraucher über DRM-aufgeklärt wird.
https://www.anime-on-demand.de/text.php?text_category_id=38#link3
Auf DRM.info lese ich gerade
DRM kommt mit unbekanntem Verfalldatum
,es gibt jedoch auch DRM mit bekanntem Verfallsdatum (meistens 24 Stunden), ein solches wäre akzeptabel, wenn der Verbraucher davon weiß und sich auch gegen DRM entscheiden kann. Problematisch ist jedoch, dass viele Verbraucher nicht wissen, dass der Flash-Player proprietär ist. Platformübergreifendes DRM wird häufig mit dem Flash-Player realisiert. Im Fall von Anime gibt es de-fakto DRM-freie DVDs als Alternative zu Anime On Demand mit der Freiheit sich diese auch in einer Fremdsprache wie Japanisch oder Englisch anzusehen.
Von Anime On Demand, das durch den Preisverfall bei DVD-Boxen schon die Preise senken musste, wünsche ich mir eine Umstellung auf freie Xiph Formate.i Hierzu zitiere ich die Anime Copyright Allianz:
Die Anime Copyright Allianz hat zwei Leitsätze. Der erste lautet: /Es geht nur gemeinsam!/, der zweite: /Urheberrecht
mit Augenmaß! /
Augenmaß heißt, wir wollen geistige Eigentumsrechte an Animes und
Mangas nur in dem Maße durchsetzen, wie dies für das Fortbestehen der Anime- und Mangakultur erforderlich ist.
Das derzeitige deutsche Urheberrechtsgesetz ist für den gesunden
Menschenverstand in vielen Teilen kontra-/intuitiv/, schlimmer noch, es ist in einigen Teilen auch kontra-/produktiv/. Denn > es enthält einige Regeln, die im Online-Zeitalter schlichtweg wirklichkeitsfremd sind. In der Manga- und Anime-Kultur ist das besonders sinnfällig.
Dem stimme ich größten Teils zu, nur der Begriff des geistigen Eigentums stört. Es wäre hier besser geistige Eigentumsrechte durch Urheberrechte zu ersetzen. Geistiges Eigentum wird als Legitimation für DRM missbraucht. Urheberrechte braucht auch die freie Software-Bewegung um die Freiheit der Anwender zu schützen (Copyleft).
Früher war für mich als Mac-User das DRM von Anime On Demand noch akzeptabel, Heute nutze ich Trisquel GNU/Linux und muss leider auch Anime on Demand boykottieren. Die Rechteinhaber der Animes in Japan verlangen von Anime On Demand dass der Verbraucher eingeschränkt wird. Anime On Demand hat keine Wahl, solange sich nicht mehr Verbraucher (hier und in Japan) sich gegen DRM auflehnen.
Ich kaufe weiterhin DVDs, denn dort habe ich auch das Recht diese weiter zu verkaufen.
Tobias Platen
Hallo Tobias,
entschuldige bitte meine späte Antwort auf das Thema.
* Tobias Platen tobias@platen-software.de [2012-04-24 21:02:28 +0200]:
Ich denke es ist nicht das gute Recht des Herstellers einen ahnungslosen Kunden einzuschränken. Wichtig ist, dass der Verbraucher über DRM-aufgeklärt wird.
Dankeschön. Ich werde in Zukunft stäker eine Kennzeichnungspflicht hervorheben.
Auf DRM.info lese ich gerade
[...]
Leider ist drm.info von uns schon lange ungewartet. Wäre gut, wenn wir hier wieder Ressourcen finden um das zu aktualisieren.
,es gibt jedoch auch DRM mit bekanntem Verfallsdatum (meistens 24 Stunden), ein solches wäre akzeptabel, wenn der Verbraucher davon weiß und sich auch gegen DRM entscheiden kann. Problematisch ist jedoch, dass viele Verbraucher nicht wissen, dass der Flash-Player proprietär ist. Platformübergreifendes DRM wird häufig mit dem Flash-Player realisiert.
Hast Du dafür Beispiele? Sind das Video-Dienste?
[Animes]
Dem stimme ich größten Teils zu, nur der Begriff des geistigen Eigentums stört. Es wäre hier besser geistige Eigentumsrechte durch Urheberrechte zu ersetzen.
Ja, das wäre treffender.
[...]
Dankeschön für das gute Beispiel mit den Animes. Wenn ich mich recht erinnere hatte Lessig in Freie Kultur auch von der asiatischen Comicscene geschrieben und gemeint, dass die besonders kreativ waren, weil sie teilweise das Urheberrecht missachtet haben.
Viele Grüße Matthias
Hallo Jacob,
* Jacob Dawid jacob.dawid@googlemail.com [2012-04-24 17:25:49 +0200]:
ich hab deinen Beitrag auf netzpolitik kommentiert:
Dankeschön, ich habe dort gerade auch kommentiert, hier nochmal:
dankeschön für Deinen Kommentar. Ich gehe hier mal noch nicht auf alles direkt ein, weil ich gerne erst sammeln will. Bezüglich des Begriffs "Geistiges Eigentum" hatte ich hier in dem Artikel "Dradio Wissen: Geistiges Eigentum ist ein dummer Begriff" [1] geschrieben. Das Dradio Wissen Interview zu dem Thema ist in dem Artikel verlinkt.
Richard Stallman hat dazu auch einen guten Artikel unter "Sagten Sie „geistiges Eigentum“? Eine verführerische Illusion" geschrieben [2]. (Ich meine, dass Björn und ich damals die deutsche Version nochmal gegengelesen hatten. Falls ihr also Verbesserungen in der Übersetzung findet, gebt uns Bescheid.)
Viele Grüße Matthias
1. https://netzpolitik.org/2011/dradio-wissen-geistiges-eigentum-ist-ein-dummer... 2. https://www.gnu.org/philosophy/not-ipr.de.html
Matthias Kirschner schrieb:
Bei Diskussionen zu Freier Software, DRM, Antifeatures, etc. höre oder lese immer wieder von klugen, kritisch denkenden Menschen, dass es ja das gute Recht der Hersteller ist, über ihre Produkte zu verfügen oder Kontrolle auszuüben. Woher kommt das? Wären diese Einschränkungen in "der analogen Welt" auch akzeptabel? Ist es das gute Recht eines Verlags, dass er mir verbieten kann, das Buch vorzulesen, Freunden auszuleihen, oder weiterzuverkaufen? Ich habe immer wieder Büchern zweckentfremdet: im Moment ersetzen z.B. drei Bücher den vorderen Fuß meines kaputten Sofas. Wäre es ok, wenn der Verlag oder der Autor mir so etwas verbieten darf? Akzeptieren mehr Menschen solche Einschränkungen bei Software und Daten, und wenn ja, warum? Kommt das daher, dass bei der Diskussion mit der Bezeichnung "Digitales Rechte-Management", von vornherein den Herstellern ein Recht zugestanden wird?
Ich würde gerne von Euch wissen, wie ihr selbst das seht und wie das Bekannte, Freunde und Kollegen von Euch sehen. Ist es das gute Recht von Herstellern, uns einzuschränken? [...] Dankeschön.
Man muss zunächst einmal unterscheiden zwischen dem technisch Möglichen, dem rechtlich Erlaubten und dem ethisch Richtigen.
"Gutes Recht" bedeutet nicht nur rechtlich erlaubt, sondern auch ethisch richtig ("gut").
Um vielleicht einmal ein Beispiel aus der realen Welt betreffend den Einsatz von Schutzmechanismen anzuführen: Es ist sicherlich jedermanns "gutes Recht" seine Wohnungstüre abzuschließen und grundsätzlich niemanden einzulassen, den er nicht einlassen will (Disclaimer: "grundsätzlich" bedeutet bei Juristen, dass diese Regel Ausnahmen hat).
Aber wie ist das bei einer Hütte im Hochgebirge, die Bergsteiger und Bergwanderern Schutz vor tödlichen Gefahren bieten kann? Wäre es ethisch richtig, diese im Notfall nicht einzulassen? Sicherlich nicht, denn dies wäre schon rechtlich nicht erlaubt (unterlassene Hilfeleistung). Aber heißt das, dass es ethisch nicht richtig wäre, die Hütte bei Abwesenheit des Besitzers abzuschließen, weil in Not geratene auch dann dort keinen Schutz finden können?
Ich denke, RMS nimmt auf solche einmal selbstverständlich gewesene Nachbarschafts- bzw. Gastfreundschafts- oder Kollegialitätspflichten Bezug, wenn er das Recht zum Kopieren mit der Hilfe für den Nächsten begründet.
DRM beeinträchtigt "gute Rechte" des Anwenders bzw. Kunden, z.B. sein Recht auf Fertigung einer Privatkopie. Derartige technische Maßnahmen sind zwar rechtlich erlaubt (und ihre Umgehung verboten), aber damit auch ethisch richtig?
DRM ist also keine rechtliche Frage, wie es der Ausdruck "Recht" suggerieren könnte, sondern eine ethische.
Gruß Michael