Christian Kalkhoff me@ninan.info schrieb:
Bei der LGPL müssen eben die Änderungen an deiner Klasse wieder veröffentlicht werden, die nutzende Software aber kann zu bleiben. Beispiele für LGPL-lizenzierte Bibliotheken sind bspw:
- glibc (Basis-C-Bibliothek unter den meisten Linux-Systemen)
- Spring Framework (Wahrscheinlich Basis von bis zu 20% aller
Enterprise-Java-Projekten, kommerziell wie frei)
- JBoss Application Server
- Hibernate
Sorry für die stark verspätete Antwort, aber ich würde auch nochmal gern meinen Senf dazu geben.
Wenn man freie Software fördern möchte, ist die LGPL keine gute Wahl. Die FSF selbst rät sogar davon ab.
Strategisch gesehen ist die LGPL nur für solche Projekte sinnvoll, die es wie Sand am Meer gibt. Die oben genannten Beispiel glibc, JBoss, Hibernate zählen dazu, denn LIBCs, J2EE-Application-Server und ORMs gibt es viele. Daher geht man mittels LGPL einen Kompromiss ein, um die Verwendung der freien Alternative zu fördern, indem man auch proprietäre Software mit ins Boot holt.
Wenn man hingegen eine einzigartige, innovative Library hat, dann sollte man sie in jedem Fall unter GPL stellen. Zum Beispiel hat es mir geholfen, dass die Exiv2-Bibliothek unter GPL steht. Ein darauf aufbauendes Projekt kann nicht im Nachhinein proprietär gemacht werden, es sei denn, man baut die Exiv2-Bibliothek nach, und das wäre ein imenser Aufwand, zumal es keine professionelle Alternative zu Exiv2 gibt, die auch nur annähernd so ausgereift ist.
Das Spring Framework könnte man als Gegenbeispiel anführen, da es unter LGPL steht, obwohl es recht einzigartig ist. Hier muss man jedoch sehen, dass diese Entscheidung von Sun getroffen wurde, einer Firma, der es nicht primär um die Förderung Freier Software gibt. Für Sun die Markt- durchdringung und damit eine möglichst weite Verbreitung ihres Spring-Frameworks wichtiger als die Unterstützung Freier Software.
Bis auf die glibc wird mit allen diesen Projekten vorrangig Geld von den dahinter stehenden Firmen erwirtschaftet. Du brauchst dir also um die kommerziellen Nutzungsmöglichkeiten keine Sorgen machen. ;-)
Es ist vielleicht abgedroschen, aber ich würde gern noch ergänzen, dass das Gegenteil von "frei" nicht "kommerziell", sondern "proprietär" ist.
Gruß,
Volker