moin,
am Dienstag, 2011-02-15 23:33:22 +0100, schrieb Stefan Meretz:
On 2011-02-15 23:04, Torsten Werner wrote:
am Montag, 2011-02-14 09:43:55 +0100, schrieb Stefan Meretz:
Ich sehe es als Entwicklungsprozess vom proprietären StarOffice zum heutigen LibreOffice, und da war der Guerilla-Hack ein wichtiger Schritt. Die Bezeichnung ist nicht von mir, aber sie ist treffend: Zunächst hatten StarOffice-Mitarbeiter es zunächst vor ihren Chefs geheim gehalten, dass sie StarOffice auf GNU/Linux zum Laufen brachten, bevor die Firma das Potenzial erkannte
Schoenes Maerchen, wo hast du das denn her?
das kenne ich auch genau so, also nichts mit Märchen. Natürlich ist es nicht einfach, nach so langer Zeit noch zuverlässige Belege zu finden.
Ich war damals einer der "Guerilleros".. es stimmt, dass es als "Guerilla-Hack" angefangen hat, aber nicht dass es zum Laufen gebracht wurde waehrend dies vor "den Chefs" geheim gehalten wurde, es ist nur ein kleiner Funken Wahrheit im Mythos. Es stimmt allerdings auch, dass es nicht so einfach ist, nach so langer Zeit noch zuverlaessige Belege zu finden, auch memory tracking wird schwierig ;-)
Wenn ich mich recht erinnere gab's damals einen Artikel in der iX oder der c't, aber ist schon ungefähr ewig her. Mit Fleiss sollte sich das in einer Bibliothek recherchieren lassen. Ich habe zwei Kandidaten: http://www.heise.de/artikel-archiv/ix/1996/9/92_kiosk
Der liegt mir vor und wird vermutlich der von dir gemeinte sein. Hab ich glatt 1,50 investiert. Der Artikel ist im Nachhinein zumindest fuer mich als Beteiligten nochmal interessant, fuehrt er doch auf und fasst etwas zusammen mit welchen compiler- und anderen Macken der damalige Linux-port zu kaempfen hatte.. Kult sozusagen ;)
Kalle war in der StarView Unix-Entwicklung und der Artikel gibt es recht treffend wieder. Zitate:
| [...1994...] "Ein noch inoffizielles Projekt wurde im Hause von Star | Division gestartet. Voller Enthusiasmus verlief das `Linux-Projekt' | zunächst konspirativ, woran sich fast eineinhalb Jahre nichts ändern | sollte."
Konspirativ im eigentlichen Sinn "in einer Absicht zusammenkommend", "einig zusammenwirkend", dass wir (3 Interessierte) einfach in unserer Freizeit einen port anfingen, auf einem privaten Rechner des Netzwerk-Admins ... "geheim" ja, soweit ich mich erinnere hatten wir das auch firmenintern nicht an die grosse Glocke gehaengt.
| [...1995...] "Die Unix-Entwicklungsabteilung bestand nun beinahe | ausschließlich aus Linux-Anhängern. Doch blieb das Linux-Office, wie es | inzwischen hieß, weiterhin ein privates Projekt von einigen wenigen | Interessierten. Glücklicherweise stand der damalige Leiter der | Unix-Entwicklung dem Projekt aufgeschlossen gegenüber, so daß die | Entwickler sich nicht völlig konspirativ verhalten mußten."
In dem Jahr war ich nur zeitweilig aktiv in dem Projekt involviert, spaeter als "menschliche Ressource" (s.u.) wieder mehr. Es dauerte jedenfalls noch eine ganze Weile bis irgendwas zum Laufen gebracht wurde. "Geheimhaltung" kann es da nicht viel gegeben haben. Im Gegenteil, rund um und aus de.comp.os.linux.* heraus wurde Star Division sogar vorgeworfen, alles schon fertig zu haben und zurueckzuhalten.. kurios. Ein Freizeitprojekt war es immer noch, bis die externen Anfragen und die interne Ueberzeugungsarbeit zu folgendem fuehrten:
| "Am 28. September 1995 gab Star Division folgende Pressemitteilung | heraus: `Star Division plant, im 1. Halbjahr 96 StarOffice 3.0 auch für | Linux (auf Intel-Rechnern) zur Verfügung zu stellen.' Damit waren wir | von einem Hobbyprojekt zu einer offiziell unterstützten Plattform | geworden! Jetzt konnten wir sowohl menschliche Ressourcen als auch | Hardware für Linux (m)allozieren, und aus dem unter dem Tisch | versteckten 486DX33 wurden zwei P120, die in unser Netz eingebunden | waren."
Vielleicht klaert das einiges.
Eike