Hallo Jörg,
nur ein paar kurze Anmerkungen, die Beantwortung der übrigen Punkte überlasse ich denen, die sich besser damit auskennen:
Jörg Schmidt joesch04@web.de schrieb:
Aber ihr tut zuwenig dagegen wenn sie (große) Teile der Anhängerschaft freier Software zumindest als zweitklassig sehen. [...] Und solange solche Unterschiede bestehen, wird OpenSource (teils als Begriff, teils als Faktum) diskriminiert und nicht als gleichwertiger Partner willkommen geheißen.
Das ist ein interessanter Kritikpunkt, dem ich bis hierhin voll zustimmen kann. Matthias hat ja auch bereits angekündigt, dass er unbedingt einen Blog-Beitrag über verschiedene Argumentations- Linien und damit auch über Freie Software / Open Source verfassen möchte. Wenn dieser Beitrag viel gelesen wird, gibt es vielleicht weniger derartige Ausrutscher.
Auch diese Diskussion hier könnte bereits einige Weichen in die richtige Richtung stellen.
Solange die anerkannten GRundfreiheiten freier Software lauten wie die 4 Punkte oben in: http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.de.html
ist es eben auch diskriminierend stilschweigend immer den fünften Punkt zwischen den Zeilen hinzuzufügen das nur Software mit starkem Copyleft wirkliche freie Software sei.
Bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber ich habe hier den Eindruck, dass du "Open Source" stark mit BSD-Lizenzen und "Freie Software" stark mit Copyleft-Lizenzen assoziierst.
Diese Sicht halte ich für nicht zielführend und zudem für sachlich falsch, aus folgenden Gründen:
1) Es gibt sehr viele Open-Source-Verfechter, die fast nur in Richtung Copyleft argumentieren.
Die Argumentation geht ungefähr so: Wer Freie Software schreibt, ist zunächst in einer nachteiligen Position gegenüber denen, die proprietäre Software schreiben. Dieser (spieltheoretisch gesehene) Nachteil wird durch Copyleft-Lizenzen ausgeglichen, da diese sicher- stellen, dass sich niemand einseitig an meinem Software-Produkt bereichern kann, sondern alle in meinem Sinne zusammenspielen müssen.
Ach wenn ich persönlich diese Ansicht nicht so recht teile, möchte ich darauf hinweisen, dass es diese Argumentation bis in die Eröffnungsrede der letzten FOSS4G geschafft hat, und dass diese Argumentation auf rein pragmatische Aspekte abzielt, ohne auch nur ansatzweise politisch in Richtung Freiheit zu argumentieren.
2) Es gibt sehr viele Fellows in der FSFE, die nur die BSD-artigen Lizenzen als "wirklich frei" erachten, und die Copyleft-Lizenzen als "weniger frei" empfinden.
Auch diese Ansicht teile ich nicht so recht, möchte aber darauf hinweisen, dass diese Sicht in der FSFE so weit verbreitet ist, dass in der Öffentlichkeit über Copyleft vs. non-Copyleft kaum gesprochen wird. Man weiß einfach, dass es dazu sehr unterschiedliche Ansichten innerhalb der Fellows gibt, und das ist okay. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es nicht zielführend ist, diese Diskussionen vor Leuten zu führen, denen man erst einmal die Grundlagen vermitteln möchte. Man erklärt, was Copyleft und non-Copyleft ist, dass es beides bei Freier Software gibt, und fertig. Ohne jede Wertung.
Will sagen, ob jemand für oder gegen Copyleft ist, hat nichts damit zu tun, ob es sich eher mit Freier Software oder mit Open Source identifiziert.
Gruß Volker