Hallo,
On Mon, Jun 20, 2011 at 10:07:54AM +0200, Thilo Pfennig wrote:
Das wirkt zur Zeit alles sehr chaotisch - auch die Linukernel-Entwicklung sehe ich (als Anwender) sehr kritisch. Da wurden in den letzten 10 Jahren viel zu oft Konzepte umgeworfen. Insbesondere was das Handling von Devices angeht. Oder bei den Firewalls.
Schlechtes Beispiel: Bei den Firewalls wurde seit über zehn Jahren nix mehr umgeworfen :-) (Ja, 2.4 samt iptables ist schon über zehn Jahre alt...)
Grundsätzlich hast Du natürlich recht: Bei GNU/Linux und den freien Desktops wird viel experimentiert. Allerdings lässt sich das auch nicht wirklich vermeiden. Bei der Grundfunktionalität konnten GNU und Linux auf 20 Jahre UNIX-Geschichte zurückblicken; große Experimente waren nicht mehr nötig. (Wobei GNU ja mit Hurd trotzdem ein Experiment gewagt hat... Aber das eine andere Geschichte :-) ) Bei Sachen wie Hotplugging und modernen Desktop-Umgebungen gibt es hingegen im UNIX-Umfeld keine Vorbilder -- GNU/Linux und die freien Desktops sind hier Vorreiter.
Man könnte natürlich argumentieren, dass diese Sachen erst auf Endanwender losgelassen werden sollten, wenn sie halbwegs ausgereift sind... Aber das funktioniert in der Praxis nicht, denn die Anwender *verlangen* nach diesen Features; und außerdem kann man erst wirklich beurteilen, wie gut etwas funktioniert, wenn es im breiten Einsatz ist...
Windows war hier etwas im Vorteil, weil sie einfach früher mit diesen Sachen angefangen haben, und daher nicht so unter Druck standen. Ich denke aber dass die freien Systeme in den allermeisten Aspekten mittler Weile mehr oder weniger gleichgezogen haben, und damit in Zukunft genauso gut positioniert sind.
Ich glaube das Problem ist, dass bei Linux viele große Firmen die Entwicklung bestimmen - und sich mal einbringen und wieder zurückziehen. Wie z.B. Nokia. Die haben ja viele Jahre die GNOME-Ausrichtung bestimmt - und nun haben sie sich rausgezogen.
Nokia hat die GNOME-Ausrichtung bestimmt? Das halte ich für ein Gerücht. GNOME gehört gerade zu den Projekten, an denen *verschiedene* Firmen beteiligt sind, und daher keine einzelne die Richtung vorgeben kann. Andere Projekte sind zum Teil problematischer...
- Das ist anders als bei Firefox.
Nun, ich möchte ungern Mozilla-Bashing betreiben, da es ein enorm wichtiges Projekt ist; das sehr viel für die Weiterentwicklung und Durchsetzung von Web-Standards getan hat, und auch jahrelang das Vorzeigeprojekt für freie Software auf dem Desktop war... Ich sehe aber beim besten Willen nicht, wie es hier als positives Beispiel genannt werden kann. Was Organisation angeht, hat Mozilla mich seit seinem Entstehen immer und immer wieder auf's Neue negativ überrascht :-(
Es ist wahr, dass Firefox die letzten Jahre ein gewisse Art "Stabilität" bot... Aber auch nur, weil sie mangels Vorbildern Jahrelang nichts an der Architektur oder Nutzer-Interaktion verbessert haben. Die Folge ist, dass die Anwender jetzt scharenweise zu Google Chrome wechseln; und bei Firefox als Reaktion darauf nun erst recht alles Hals über Kopf umgeworfen wird, beim Versuch wieder den Anschluss zu bekommen...
(Das Traurige daran ist, dass der Extension-Mechanismus -- der immer die größte Stärke von Firefox war -- einen großen Teil seiner Attraktivität verliert, da die Extension-Entwickler bei den ständigen Wechseln kaum noch mithalten können...)
-antrik-