Hallo alle;
danke für die recht interessanten Kommentare. Ich steige mal hier wieder ein:
Am 03.04.19 um 11:11 schrieb Christian Imhorst:
Ich habe es leider auch noch nicht erlebt, dass KMUs sich auch Angebote von Consulting Partnern und IT Systemhäusern einholen, die ein Open Source-Portfolio haben.
Richtig. Das ist auch meine Erkenntnis, und Hinterfragen / Blick auf die Dinge zeigt für mich, daß Systemhäuser meist überhaupt nicht als Alternativen zu den Plattformen wahrgenommen werden, mit denen (zumindest in meiner Domäne) die Nutzer sonst konfrontiert sind. Beispiele: Autodesk BIM360 in der Cloud liefert komplexe Planungs- und Koordinationslösungen. Microsoft Office 365 liefert in der Cloud eine funktionsfähige Office-Lösung. Google Apps for Enterprises liefern Mail, Kalender, Dokumentenablage, Kontaktverwaltung "im Browser" und quer über alle mobilen Geräte.
Systemhäuser werden demgegenüber wahrgenommen als Leute, die dem Kunden helfen, solche Infrastruktur selbst aufzubauen und "zu verantworten". Und genau das wollen die Kunden nicht (mehr). Die wollen nicht "Server mit Software für Office". Die wollen, analog etwa zu Google, das Produkt "<n>mal Arbeitsumgebung Kalender, Mail, Dokumentenablage für meine Nutzer" einkaufen. Ich sehe sehr wenige (keine?) Systemhäuser, die das so anbieten können. So gesehen passt das in der Tat nicht in eine Excel-Tabelle, weil es ein Äpfel/Birnen-Vergleich ist.
Dazu kommt in meiner Wahrnehmung konkret im Bau noch ein anderes Thema: Die großen Beteiligten sind sehr gut aufgestellt. Die kleinen nicht. Dort steigen viele jetzt in Digitalisierung ein und überspringen damit mehrere Schritte, die andere Branchen genommen haben. Dort geht es nicht mal drum, die zwei Admin-Stellen zu streichen, Dort geht es darum, daß es teilweise diese Stellen nie gab - auch nicht die Kompetenz oder Einsicht in die Notwendigkeit, selbst in größerem Stil Infrastruktur zu betreiben. An dem Punkt ist es dann doch kein Äpfel/Birnen-Vergleich mehr und passt für Betriebswirtschaftler auch gut in ein Excel: Was kostet es mich insgesamt (einschließlich ggfs. Personal, eigener Server, Hosting, Internet-Anbindung, ...), um einem Nutzer beispielsweise Kalender- und Mail-Dienste bereitzustellen. Mit Google oder Office 365 ist das sowohl in der Rechnung als auch in der Umsetzung relativ simpel, wenn auch nicht unbedingt "billiger". Mit einem Systemhaus wird das in der Rechnung und Bereitstellung deutlich interessanter - erst recht, wenn man mit eigenem Personal, Räumlichkeiten, ... plant.
Was mich dort umtreibt, deswegen die Diskussion hier: Ich habe dann und wann das Gefühl, daß "SoftwareLibre" in gewissen Domains potentiell mittelfristig irrelevant werden könnte - nicht, weil "Libre" irrelevant wird, sondern weil "Software" als solche zunehmend weniger eine Rolle spielt, wenn die Kunden nicht mehr Software einkaufen und am Markt nachfragen, sondern Dienste, für deren Bereitstellung irgendwo Software eine Rolle spielt, aber nichts ist, was man selbst betreiben will? Müssen wir uns hiermit überhaupt beschäftigen? Oder ist das ein anderes Thema?
Viele Grüße, Kristian