Hallo.
Am 03.07.2014 19:26, schrieb Max Mehl:
Moment, hier komme ich nicht ganz mit. Ich kenne das aus unserem Sportverein: Meine Eltern waren dort Mitglieder und der besondere Service war, dass wir Kinder das bis 16 oder so automatisch auch waren. Diesen Service musste ich aber nicht nutzen, ich konnte auch einfach nicht in die Tischtennisgruppe gehen. Hab ich aber gern gemacht und wurde danach auch zahlendes Mitglied nach Ablauf der "Kinderzeit".
Eine Bevormundung sehe ich weder beim Sportverein noch bei der FSFE. Ob ein Kind nun eine Fellowship-Karte hat und sie nun nutzt oder nicht, ist dem Kind ja selbst überlassen. Oder denke ich da falsch?
Ich halte diese Analogie für schwierig.
Die FSFE ist eine (durchaus politische) Interessengruppe. Um da mit zu machen reicht es nicht aus dass man es lustig findet mit einem Schläger auf einen Ball zu hauen sondern man sollte schon in etwa verstehen um was es geht. "Fellows" die nur nachplappern was z.B. Eltern sagen bringen der FSFE nicht wirklich einen Mehrwert.
Generell finde ich den Ansatz gut, Familienmitglieder mit ins Boot zu holen. Interessanter fände ich aber die Idee, eher reduzierte Mitgliedschaften für junge Familienmitglieder anzubieten, die dann aber zusätzliche "Features" extra für Kinder und Jugendliche beinhalten. So hat die FSFE einen zahlenden Fellow mehr, der aber dann gleich Vorteile daraus schöpft und dadurch auch eine gewisse Verbindung mit der Organisation aufbauen kann - sicher nicht die schlechteste Voraussetzung, um später vollwertiger Fellow zu werden ;)
Generell könnte ich mir vorstellen, dass das ganze Thema Informatik, verantwortungsvoller Umgang damit und dann naheliegender Weise auch Freie Software Potenzial hat, dies auch Kindern mit entsprechenden hinführenden Angeboten nahe zu bringen. Was die Informatik betrifft, gibt es da ja bereits (bisher fruchtlose) Bestrebungen, das in den jüngeren Schulaltern unter zu bringen. Ohne kindgerechte Aufbereitung macht das aber alles keinen Sinn.
Ein Verständnis für die Problematik proprietärer Software kann man einem Kind erst ab einem gewissen Alter abverlangen. Ich würde das in die Altersklasse einsortieren die dein Sportverein als Ende der Kinder-Mitgliedschaft angibt. :)
Stellt sich also die Frage, welche Vorteile hat ein Kind von der FSFE-Mitgliedschaft?
Die Vorteile der Mitgliedschaft im Fellowship sind nach [1]:
* "An @fsfe.org mail forwarding alias, a visible sign of your affiliation to Free Software Foundation Europe."
=> Fraglich ob es der FSFE recht sein kann, wenn Kinder ohne Hintergrundwissen zu der damit verbundenen politischen Aussage eine solche E-Mail-Adresse nutzen.
* "A personal login to the Fellowship website, which includes a blogging platform and a wiki."
=> Ich denke nicht, dass ein Kind ermutigt werden sollte, Beiträge öffentlich online zu stellen. Wer das wirklich will und sich der Implikationen bewusst ist, hat schon ein gewisses Alter und würde wohl nicht mehr als Kind zählen.
* "Access to our instant messaging system, where you can meet other Fellows and exchange experiences." * "A personalised OpenPGP smart card (version 2), putting you at the forefront of those who are aware of privacy issues, security and digital self-determination."
=> Das ist okay, meiner Meinung nach auch nicht wirklich nötig für Kinder aber das kann in Einzelfällen sinnvoll sein.
Grundsätzlich stelle ich mir die Frage, was es bringen soll. Die Fellowship-Vorteile sind es wohl eher nicht wert. Die Aussage "mein Kind ist Fellow" macht eventuell die Eltern stolz, ist aber eigentlich wertlos, da das Kind sich ja bis dahin noch gar nicht selbst kritisch damit auseinander gesetzt hat. Ich hätte auch meinen Opa zum Fellow ernennen können.
Im Sportverein kann das Kind, wenn es nur oft genug aus Spaß einem Ball hinterher rennt, irgendwann vom Sport angefixt werden. Sport bzw. Sozialisation im lokalen Verein im allgemeinen ist für Kinder sinnvoll, welche Sportart auch immer man sich dann aussucht. Daher finde ich es wichtig, dass Eltern die im Sportverein sind, bei entsprechenden Events ihre Kinder mitbringen und die Kinder so früh wie möglich in eine Kindergruppe des Sportvereins gehen können um im Leben genug Zeit zu haben verschiedene Sportarten kennen zu lernen. Daher sind Familienmitgliedschaften im Sportverein in meinen Augen sinnvoll um den Eltern jegliche Hürde zu nehmen.
In gleichem Maße finde ich es sinnvoll, Kinder ab einem geeigneten Alter und bei grundlegendem Interesse mit zu Fellowship-Treffen, LinuxTag oder anderen "Nerd-Events" zu nehmen. Aber da kann man ja jederzeit ohne Fellowship-Mitgliedschaft dabei sein, als Argument überzeugt es mich daher nicht. Außerdem betrifft das nunmal eine ganz andere Altersklasse.
Die anfangs getroffene Aussage bezüglich der finanziellen Belastungen die auf eine junge Familie zukommen ist zwar richtig aber ebenfalls kein gutes Argument. Ich bin in genau dieser Situation und zahle genau deshalb weniger als den empfohlenen Betrag an die FSFE. Man will ja auch andere freie Projekte noch unterstützen. Die FSFE verlangt ja keine festgelegte Gebühr sondern bittet um eine Spende. Und die passt man an das an, was es einem wert ist und man sich leisten kann.
Ich würde mich jedenfalls nicht wohl fühlen, meinen Ältesten (aktuell 4) zum Fellow zu erklären. Da warten wir mal einige Jahre und reden dann nochmal drüber.
[1]: https://fsfe.org/fellowship/about/fellowship.de.html#youget
Gruß, Bernd