Hallo Bernhard, Volker, Matthias & al.,
Am Dienstag 13 April 2010 18:00:10 schrieb Bernhard Reiter:
Die Zusammenfassung mag den Stand der Diskussion wiedergeben. Ich schliesse mich den Ratschlägen jedoch nicht an.
ich verstehe den Text nicht als Zusammenfassung, sondern in erster Linie als Volkers Positionsbeschreibung. Aber Volker hat ja auch angekündigt, sein Text werde persönlich gefärbt sein, und eine "Entfärbung" würde seiner Arbeit wirklich Gewalt antun.
Mit deinen Anmerkungen, Bernhard, stimme ich weitgehend überein. Ergänzen will ich einen Punkt, den ich in dieser Diskussion für konstitutiv halte. Wir haben versucht, zwischen Freier Software und sonstigen Freien Inhalten anhand der gesellschaftlichen Relevanz ihrer Freiheit zu differenzieren. Ein weiteres Kriterium ist, dass es sich hier zum Teil um eine kategorial unterschiedliche Art von "Inhalten" handeln kann: Bei Nicht-Software werden wir es sehr oft mit "Werken" zu tun haben, bei denen Ästhetisches im Vordergrund steht, nicht Funktionales, Informatives oder Deskriptives; mit Kunst im weitesten Sinne also.
Kunst widerstrebt aber ihrer Funktionalisierung und lässt sich nicht anhand des gesellschaftlichen Nutzwerts ihrer Verfügbarkeit auf die eine oder andere Weise beurteilen. Kunst vermag Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in kritischer Distanz zu reflektieren - solange ihr eine völlig andere Freiheit zugestanden wird, die sich nicht durch die Prädikate "CC-BY" oder "CC-BY-NC" beschreiben lässt. Druck oder Zwang in Richtung diesen oder jenen Publikationsmodells schränken die Kunstfreiheit ein. Mehr noch: Sie ersetzen (im Extremfall) das Konzept des individuellen Werks durch das des kollektiven Samples - das sind Eingriffe enormer Tragweite, mit denen Autor- und Werkbegriff, aber auch die ästhetische Reflexivität in Frage stehen.
Ich bin dafür, hier auf keinen Fall unzureichend überlegte Schritte auf fremdes Terrain zu gehen. Wir plädieren für Freie Software (und freie Standards). In diesem Bereich haben wir Kompetenz, wohlüberlegte theoretische Positionen und einen erheblichen praktischen Erfahrungsschatz. Wir können sicher und fundiert argumentieren. Dies ist unser gemeinsame Nenner.
Welche Freiheiten im Kontext digitaler Nicht-Software-Inhalte notwendig oder sinnvoll sind und wo dort möglichweise Verwerfungen durch kollidierende Freiheiten auftreten, bedarf einer tieferen und breiteren gesellschaftlichen Debatte, die wir hier aus meiner Sicht nicht leisten können.
Beste Grüße Johannes