Hallo Erik,
ich verfolge Fairphone schon seit einigen Jahren und bin ebenfalls etwas enttäuscht über die Situation, in der sie sich Software-seitig befinden. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass das Projekt eine sehr umfangreiche multikriterielle Optimierung betreiben musste.
Einen ODM zu finden, der nicht nur bereit war, die sehr geringe Anzahl von 15.000 Telefonen (die Mitte 2013 geplante Bestellung; oder waren es 20.000?) herzustellen, sondern dazu auch noch allerlei Umstände (u.a. "selbst mitgebrachte" Rohstoffen und dauerhaft mehr Rechte für Angestellte) in Kauf zu nehmen, muss sehr schwierig gewesen sein. Der ODM beschränkt aber die Auswahl der Plattform und Anbieter (das kann nicht beliebig kombiniert werden). Wie Fairphone im gleichen Artikel dazu abschließend schreibt:
"In short, as we were selecting our ODM partner and platform in 2013, MediaTek as the chipset provider came with the package."
Vereinfacht ausgedrückt musste Fairphone an dieser Stelle anscheinend die Entscheidung "Angestellte vs FOSS" treffen (etwas das sich durch besser zuhören nicht hätte verhindern lassen) und hat sich für erstere entschieden (eine Abwägung, die sich durchaus mit den Projektzielen vereinbaren lässt).
Abschließend:
"The entire process of defining our ambitions and developing software for the first Fairphone has been a huge learning experience for the team. The biggest realization for us was that we overestimated our influence on the system. As a small player, we were unable to make much headway in offering open source software, as so much of the development ecosystem was outside our realm of control. We also boosted our appreciation for how integral software is to the overall product – with an impact that extends long after the phone has been sold."
so long ... Nicolai
PS: Diese Mail schreibt Nicolai, die Privatperson, nicht Nicolai, der Do-FOSS'ler.
On 12.02.2015 13:13, Erik Albers wrote:
Hallo Matthias,
freut mich das dir mein Artikel gefallen hat : )
On 09/02/15 21:02, Matthias Behnisch wrote:
Ein aktuelles Beispiel zum Thema: Die Macher des Fairphone [1] sind angetreten ein faires und nachhaltiges Smartphone zu entwickeln. Dabei haben sie sich größtenteils auf die Hardware konzentriert, konfliktfreie Rohstoffe, faire Löhne usw. Es gab auch Anstregungen die Software freier zu gestalten als bei anderen Smartphones, z.B. durch vollen Root Zugriff und die Möglichkeit ein "Stock" Android zu installieren.
Aber die grundlegenden Chipsatz Treiber von MediaTek bleiben geschlossene Software und nun zeigt sich, dass es dadurch wahrscheinlich kein Update auf ein neueres Android >4.2. geben wird [2]. D.h. nach gerade mal einem Jahr ist das möglichst nachhaltige Smartphone schon kurz davor altes Eisen zu werden und das nur durch den fehlenden Software Support für einen relative kleinen Anteil nicht-freier Software! Das zeigt doch, dass freie Software mindestens genau so wichtig für nachhaltige Smartphones ist wie die Hardware.
[1] http://www.fairphone.com/ [2] https://www.fairphone.com/2014/12/09/our-approach-to-software-and-ongoing-su...
super, vielen Dank für diese interessante "Geschichte" und den Link! Ich habe mich selbst noch nicht so viel mit dem Fairphone beschäftigt. Mir war zwar so manche Verfehlung klar aber dieses Detail passt nun wirklich wie die Sahne auf den Kuchen zum Thema Freie Software und Nachhaltigkeit.
Unter uns: Dieses Problem haben sie selbst verschuldet. Sie hatten mehrere kluge Köpfe um Rat gebeten was es bezüglich Freier Software, Community-Einbindung und Weiterentwicklung zu beachten gilt. Unter anderem auch mit der FSFE. Hätten sie wohl mal besser zugehört, dann hätten sie vermutlich nicht den Deal mit MediaTek gemacht.
Beste Grüße, Erik