Lieber Roland,
du hast eine interessante Arbeit geschrieben. Ggf. interessiert dich unsere Kirchentagsresolution 2019 des DEKT:
Gottes Güter umsonst – Einfach frei https://blog.do-foss.de/kolumne/resolution-des-kirchentags-gottes-gueter-ums...
Beste Grüße aus Dortmund Christian
Am 30.12.22 um 00:14 schrieb Roland Hummel:
Liebe Listige,
ich bin aus zeitlichen Gründen zwar noch nicht wieder aktiver Leser dieser Liste, möchte aber den Jahreswechsel nutzen, Euch bei Interesse auf meine Abschlussarbeit aufmerksam zu machen, die ich Mitte/Ende 2021 geschrieben und dann leider erst nach etlichen Monaten Wartezeit auf dem EDOC-Server der HU Berlin veröffentlichen konnte.
Der vollständige Titel der Arbeit lautet "Christliche Freiheit im digitalen Raum? : Freiheitliche Software im Kontext einer Ethik der Digitalisierung". Sie ist unter https://doi.org/10.18452/24777 abrufbar und steht unter CC-BY.
Allgemeiner Hintergrund der Arbeit ist, dass ich Ev. Theologie studiere, zur Studienfinanzierung seit vielen Jahren im IT-Bereich arbeite, mich ursprünglich (im Snowden-Kontext [1]) eher aus Datenschutzperspektive kritisch mit dem digitalen Raum befasste und darüber irgendwann bei Freier Software gelandet bin (mit entsprechenden hochschulpolitischen Ambitionen [2]). Da ich über Freiheitskonzeptionen aus theologischer sowie IT-Perspektive schreiben wollte und die Evangelische Kirche in Deutschland 2021 eine Denkschrift mit dem Titel "Freiheit digital" [3] veröffentlicht hat, lag es schon vom Titel her nahe, an diese anzuknüpfen. Es stellte sich heraus, dass in dieser Denkschrift der Begriff "Freie Software" lediglich in einer Fußnote erwähnt und ansonsten der Begriff "Open Source" bevorzugt wird, was ich in Bezug auf den Titel ausreichend merkwürdig fand, mich mit den Freiheitskonzeptionen der Begriffe und ihren ethischen Implikationen zu befassen.
Da ich es nicht knapper zusammengefasst bekomme als in der EDOC-Beschreibung, zitiere ich nachfolgend aus dieser, damit ihr anhand des "Namedroppings" ungefähr wisst, worum es geht:
"Vor dem Hintergrund von Charles Taylors Auseinandersetzung mit dem negativen und positiven Freiheitsbegriff Isaiah Berlins sowie einer konstitutiven Schrift der Free Software-Bewegung einerseits (Richard Stallmans „Initial Announcement“) und einer der Open Source-Initiative andererseits (Eric Raymonds „The Cathedral and the Bazaar“) stellt [die Denkschrift] erstens die These auf, dass die Verwendung des Begriffes „Open Source“ einen Bedeutungshorizont negativer Freiheitskonzeption mit sich trägt, der vor dem Hintergrund der positiven Freiheitskonzeption, welche die EKD-Denkschrift zum Ausgangspunkt ihres ethischen Reflexionsangebots erklärt, problematisch sein könnte. Zweitens wird in der Arbeit diskutiert, inwiefern der Begriff „Free Software“ bzw. „Freie Software“ einer positiven Freiheitskonzeption entspricht und deswegen im Vergleich zum Begriff „Open Source“ zwar nicht vollumfänglich anschlussfähig, aber zumindest anschlussfähiger zum in der Einleitung der Denkschrift angeführten Freiheitsverständnis der „Freiheit eines Christenmenschen“ nach Martin Luther ist. Abschließend wird drittens auf Basis der dargestellten Indizien gefragt, inwiefern das Freiheitskonzept Freier Software hinsichtlich einer „Ethik der Digitalisierung“ innerhalb einer „Ethik des Sozialen“ (Torsten Meireis) entsprechende Reflexionen bereichern könnte. Die Arbeit möchte dazu anregen, die Begriffswahl nicht nur, aber vor allem in theologischen Beiträgen mit Digitalisierungsbezügen zu reflektieren, da in vielen entsprechenden Beiträgen der Begriff „Open Source“ gewählt wird und diese so eine negative Freiheitskonzeption mittragend sein können – dies vor allem, wenn in ihnen der Begriff vom ursprünglichen Software-Kontext auf kirchlich-theologische Sachverhalte hin übertragen wird."
Das Publikationsformat mit sichtbaren Korrekturen ist etwas unglücklich, ich wollte aber einerseits bestimmte Dummheiten, über die meine Gutachter wohl großzügig hinwegsahen und die mir erst später auffielen, nicht so stehen lassen, aber andererseits auch ersichtlich lassen, was ursprünglich genau bewertet wurde (mit einer 1,7 in beiden Gutachten, weswegen ich mich überhaupt traue, die Arbeit hier vorzustellen). Falls jemand Vorschläge hat, wie man das eleganter lösen könnte, bin ich über Rückmeldungen dankbar – natürlich auch über inhaltliche Kritik.
Herzliche Grüße und (je nach Sozialisation) einen guten Jahreswechsel bzw. eine frohe Weihnachtszeit Roland
[1] https://doi.org/10.18452/13663.2 [2] https://hu.berlin/gnuHU [3] https://www.ekd.de/freiheit-digital-63984.htm
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