* Reinhard Wiesemann r.wiesemann@villa-vogelsang.de [2001-09-02 14:35] wrote:
Ronny Buchmann schrieb das ist nun ziemlich genau das gleiche was die gplfarm macht
das meine ich nicht:
a) www.gplfarm.org verteilt nur die Zinsen der Förderbeträge b) GPLFARM hat eine eigene Jury, die die Auszahlung entscheidet c) GPLFARM entscheidet zu Beginn eines Projektes, welcher Programmierer den Job bekommt aufgrund einer eingereichten Bewerbung
die art der softwareentwicklung ist gleich
dabei gibt es mehrere probleme zu beachten:
- software in diesem umfang (z.b. branchensoftware) kann nicht von einem
einzelnen programmierer in einem sinnvollen zeitrahmen erstellt werden -> programmiererteam notwendig
ja, ich weiß, daß das die gängige Meinung ist. Man ist fest davon überzeugt, daß ein Team für eine bestimmte Arbeit nötig ist, deshalb gestaltet man von
für eine bestimmte arbeit in einer bestimmten (kurzen) zeit
vornherein einen Overhead, der wiederum erst das Team nötig macht.
Mit dieser Meinung ecke ich ständig an, sie basiert aber auf sovielen Erfahrungen, daß ich sie in ganz vielen Fällen für richtig halte. Nicht immer natürlich. Ein KDE- oder Office-Paket fällt sicher nicht mehr unter diese Überzeugung, ich spreche mich lediglich dafür aus, daß man die Grenzen der persönlichen Leistungsfähigkeit erheblich weiter stecken kann, als das allgemein gedacht wird, _sofern_ man die Dinge in einem einzigen Kopf verwirklicht.
Die gesamte Verwaltungssoftware meiner Firma (www.wut.de) basiert seit über 20 Jahren auf einem von mir in C selbst geschriebenen Programm, das alle Bereiche von Lagerverwaltung, Fakturierung, Buchhaltung, Mahnwesen, Textverarbeitung usw. abdeckt. Seit ein paar Jahren hat _ein_
wie lange hast du gebraucht, bist du das programm als halbwegs fertig betrachtet hast?
du musst außerdem bedenken, dass du die software für dich geschrieben hast und somit auch das ziel viel besser kennst als ein programmierer, der in auftragsarbeit arbeitet
(hervorragender) Mitarbeiter die Sache mehr und mehr übernommen. Aber es ist immer noch im wesentlichen ein Ein-Kopf-Projekt, das sich nicht nur intern seit Ewigkeiten bewährt, sondern auch schon zahlreiche Mittel- und Großbetriebsprüfungen des Finanzamtes überstanden hat. Kommentar des letzten Prüfers: "Solch ein Programm findet man ja eigentlich nur in Konzernen".
Abgesehen davon: Das Bankkontenmodell zwingt zu keiner bestimmten Arbeitsweise. Wer die Sache anders sieht, kann sich problemlos in einem Team organisieren und als Gruppe mitmachen.
was vom programmierer wieder zusätzlichen organisationsaufwand erfordert, den du ja vermeiden willst
- OSS und freie software lebt von der entwicklung bei der viele (ob als tester
oder programmierer) beteiligt sind, das fehlt bei diesem modell völlig und ist für mich grund zu behaupten, dass es so nicht funktionieren wird
das ist ein sehr wichtiger Gedanke, den ich mir noch etwas länger durch den Kopf gehen lassen muß.
ich halte es für viel besser, wenn die software von anfang an frei ist, aber mit dem versuch alles 100%ig abzurechnen kommt man da nicht weit
man muß 'halt drüber nachdenken. Die jetzige Situation finde ich für die Programmierer nämlich auch nicht befriedigend. So ein bißchen wird im Moment die "Ausbeutung der Kunden" ersetzt durch eine "Ausbeutung der Programmierer"... Man braucht ein ausgewogenes Modell, das z.Zt. wohl noch nicht existiert und ich finde es toll, daß soviele Leute hier laut mitdenken, wie so etwas wohl gestaltet sein könnte.
da stimme ich dir voll und ganz zu
Viele Grüße Reinhard