Hallo, FSFE!
Bernhard hatte schon kurz über unser Treffen in Essen berichtet, an dem Peter Gerwinski ebenfalls kurz teilnahm.
Es liegt wahrscheinlich in der Natur der Sache, daß die beteiligten Menschen verschiedene Vorstellungen darüber haben, wie ein begrenzter Geldbetrag am besten eingesetzt werden kann:
a) Von mir kam die Wettbewerbsidee b) Peter befürwortete eine konkrete Unterstützung bestimmter Projekte c) Bernhard hielt die Verwaltung der FSFE für finanzierungsbedürftig d) Ein anderer "Aktiver" schlug vor, sein eigenes Projekt zu unterstützen
Keine unübliche Situation. Es brennt an allen Ecken und Geld ist immer zu wenig da. Nach reiflichem Überlegen möchte ich nun wie folgt vorgehen:
a) Sobald die FSFE formal als gemeinnützig anerkannt ist, werde ich vom Linuxhotel aus über einen Zeitraum von garantiert 12 Monaten monatlich DM 4000 spenden. Mit diesem Betrag könnt Ihr also als Basisfinanzierung rechnen, so daß diese 12 Monate zumindest auf kleiner Ebene finanziell planbar werden. Aus heutiger Sicht werde ich diese Spende danach fortführen, doch möchte ich mir das offenhalten. Ich stelle es der FSFE ausdrücklich frei, selbst zu entscheiden, was damit gemacht wird. Es ist also eine Spende der Art, die sich jeder wünscht: "Ihr macht, was Ihr für richtig haltet und das auf meine Kosten".
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b) Einen weiteren Betrag von 40.000 DM halte ich noch zurück, um damit wahrscheinlich ein eigenes Projekt zur Unterstützung freier Software zu starten:
Mir gefällt auch nach den ausführlichen Diskussionen der letzten Tage die (schon von mir geäußerte) Idee gut, eine Art "Jackpot" für Projekte einzurichten. Basisidee ist, je Projekt ein Bankkonto einzurichten, dessen Projektthema, Kontonummer und Saldo z.B. alle 3 Monate in der ct veröffentlicht wird. Auf diese Weise können alle, die an dem Projekt interessiert sind, dazu beitragen, daß der "Jackpot" für ihr Projekt immer höher steigt und damit der Anreiz für Fachleute, die Sache zu realisieren. Genauere Strukturierung werde ich mir noch überlegen, vielleicht schaffe ich es, solch ein Projekt in den nächsten Monaten zu starten.
Dazu möchte ich nocheinmal einen für mich sehr zentralen Gedanken äußern:
Strukturen, in denen die Aktiven zu Bittstellern werden, in denen es darauf ankommt, Einzelpersonen oder Gremien zu überzeugen, einen "guten Kontakt aufzubauen", "Netzwerke zu pflegen" und ähnlich mafiöse oder patriarchalische Zustände möchte ich nicht unterstützen. Ich finde es viel besser, wenn es eine Vielzahl gutmeinender Kunden und eine Vielzahl von Aktiven gibt, bei denen ich nur das Zusammenfinden fördern möchte. Dabei ist es wichtig, daß keine Abhängigkeitsverhältnisse entstehen und sich niemand irgendwo anbiedern muß. Und das ist nach meiner Überzeugung nur in einem offenen Markt erreichbar.
Ich finde es nicht richtig, wenn eine Einzelperson oder ein Gremium über irgendwelche Antragsteller entscheidet. Statt dessen überlege ich, eine Struktur zu erfinden, in der ein wohlmeinender Teilmarkt innerhalb der Marktwirtschaft entsteht.
Wir leben nämlich alle nur deshalb so frei, weil in unserem Staat letztlich kein Mensch über einen anderen entscheiden kann. Wenn es mir gelingt, für meine Sachen soviel Zustimmung (= Geld) zu sammeln, daß ich damit zurechtkomme, dann kann ich machen, was ich will. Es wäre unerträglich, wenn es ein zentrales Gremium gäbe, das im allgemeinen Leben darüber entscheidet, was ich machen darf. Erst dadurch, daß es ganz ganz viele Leute gibt, die mir Freiheit (= Geld) in die Hand drücken können, bleibe ich als Aktiver unabhängig.
Es geht also nach meiner Überzeugung weniger darum, konkret irgendwem Geld für irgendwas in die Hand zu drücken, als viel mehr darum, eine offene Struktur zu schaffen, in der ganz viele interessierte Menschen individuell und ohne zentrale Struktur ganz viele Aktive unterstützen.
Viele Grüße Reinhard