Hallo,
On Tue, Oct 12, 2010 at 03:47:40PM +0200, Thomas Koch wrote:
Die Vorteile aus Benutzersicht waren sofort einleuchtend, aber die Frage, warum man auch als Entwickler seine Software frei stellen sollte
Die Standard-Antwort ist ganz einfach: Weil WIR den Kunden erklären, dass sie nur noch freie Software einsetzen sollten :-)
und wie man trotzdem leben könne
Dazu gibt es einiges an Material im Netz, von sehr unterschiedlicher Qualität.
Sehr fundiert finde ich zum Beispiel die Analysen von Carlo Daffara. Der von Dir selbst verlinkte Artikel stammt übrigens auch von ihm -- im Wesentlichen sind es Auszüge aus diversen Artikeln in seinem Blog. (Der erste Teil ist allerdings von Georg Greve übernommen...) Sein Vortrag auf dem letzten LinuxTag bot wie ich finde eine sehr erhellende Zusammenfassung.
Am interessantesten finde ich den Aspekt, der hier beschrieben wird:
http://carlodaffara.conecta.it/?p=463
Geschäftsmodelle können grundsätzlich auf Eigentumsrechten, oder auf Effizienz basieren (oder einer Mischung aus Beidem). Während proprietäre und halb-freie Anbieter ihr Geschäft zum Teil auf Eigentum aufbauen, setzen komplett freie Anbieter ausschließlich auf Effizienz. Die Entwickler behalten sich in dem Fall keinerlei Eigentumsrechte an dem produzierten Code vor -- aber als Enwickler kennen sie den Code besser als Andere, und sind deshalb in einer besseren Position, um diverse Dienstleistungen anzubieten: Anpassungen, Weiterentwicklung, Schulungen, Einrichtung, Gesammtlösungen, Support, Beratung... Das Verzichten auf Eigentumsrechte fördert dabei die Verbreitung, wodurch Bedarf an Dienstleistungen geschaffen wird -- und kann somit den Umsatz effektiv durchaus steigern.
(Außer der Anbieter ist Quasi-Monopolist, und sieht seine Dominanz kurzfristig auch nicht gefährdet. Es hat schon Gründe, wieso Anbieter wie Microsoft oder Adobe mit aller Macht am proprietären Modell festhalten... Die allermeisten Anbieter sind aber nun mal nicht dominant, sondern müssen sich Marktanteile mühsam erkämpfen -- und dann ist freie Software durchaus ein Geschäftsvorteil.)
Eine interessante Zwischenform sind Anbieter wie RedHat, die sich keine Eigentumsrechte am Code selbst vorbehalten; aber über den geschützten Markennamen trotzdem die freie Verbreitung ihrer Produkte erschweren... Bin mir nicht ganz schlüssig, was ich von solchen Modellen halten soll.
-antrik-