Hey guys!
Dazu sage ich: Jeder kann sein Zeug so lizenzieren wie es ihr beliebt. Aber wenn zB. Modifikation ausgeschlossen ist, dann sollte das ganze nicht unter dem Banner freies Wissen/Kultur laufen.
Dem kann ich zu 100% zustimmen. Jeder soll seine Werke lizenzieren dürfen, wie er möchte - auch proprietär. Jedoch bin ich für eine Abänderung des Urheberrechts (Starke Kürzung der Ablauffristen, Einführung von Fair Use auch in der EU, ...), aber das ist ein anderes Thema.
Was Creative Commons angeht, verfolgen sie aber einen etwas anderen Ansatz als die freie Kulturszene. Sie gehen von der "normativen Kraft des Faktischen" aus, sprich: Digitale Inhalte lassen sich quasi kostenlos verlustfrei kopieren und dies wird auch gemacht - ob es nun erlaubt ist, oder nicht ("Piraterie!!!!"). Sie sagen sich also: "Lasst uns diese Tatsache akzeptieren und die Potentiale statt der Gefahren darin erkennen und für uns nutzen, anstatt etwas zu verteufeln, das sich sowieso nicht verhindern lässt."
Damit mich niemand falsch versteht: Ich finde es gut, dass es diese NC- und ND-Lizenzmodelle gibt. Aber so lizenzierte Inhalte haben mit "Free Content" und freier Kultur nur sehr wenig zu tun und sie sollten sich nicht mit dem Erfolg der freien Kultur schmücken. Besonders die NC-Inhalte sehe ich sehr problematisch, da es hier entweder um eine Werbeverbreitung proprietärer Inhalte geht (wunderbar, aber hat mit freier Kultur nichts zu tun) oder es sich um reine Hobby-Werke (nicht als Beschimpfung anzusehen) wie z.B. das Blog netzpolitik.org handelt.
Aus den folgenden Gründen kann ich NC-lizenzierte Inhalte beim besten Willen einfach nicht als frei betrachten:
1. Eines der faszinierendsten Dinge an FOSS, welches letztendlich auch maßgeblich deren Erfolg begründet, ist meiner Meinung nach der inzwischen fließende Übergang von bezahlten, "professionellen" Entwicklern und welchen, die das "nur mal so" als Hobby tun bzw. kompetenten Usern, die einen nervenden Bug oder ein Sicherheitsleck in einer Software einfach selbst entfernen können. Daher ist die - aufgrund ihrer Essenzialität von Stallman mit 0 nummerierte - Verwendungsfreiheit die Basis für eine freie Wissensgesellschaft, die über von der Kostenlos-Mentalität geprägte Communitys hinausreicht.
2. NC ist eine Einbahnstraße: Einmal als NC lizensiert und oft genug remixed kann der Inhalt nie wieder kommerziell verwertbar werden, da es quasi unmöglich ist, die ganzen Urheber zwecks einer Relizensierung ausfindig zu machen. Geniale Projekte wie POV-Ray stehen zur Zeit genau vor diesem Problem. Insofern halte ich CC-ND- und CC-ND-NC-Lizenzen für unproblematischer als CC-NC und CC-NC-SA. Das frappante an der ganzen Geschichte ist, dass eine NC-Lizensierung sogar dem ursprünglichen Urheber selbst auf die Füße fallen könnte, wenn er mit oft remixten Inhalten von sich Geld verdienen möchte.
3. "Kommerzielle Nutzung" ist schwammig: Selbst ein einziger Werbebanner auf meinem Blog macht mir die legale Einbindung von NC-Inhalten unmöglich. Ein gemeinnütziger Verein zum Beispiel, der durch den Verkauf einer CD mit freien Inhalten Spenden sammeln will, kann das nie tun, wenn dort NC-Inhalte darauf sind. Das NC-Attribut schränkt somit die Verbreitung der Inhalte massiv ein - was wohl in der Regel nicht im Sinne des Urhebers sein sollte.
4. NC-Inhalte können nie den Weg auf eine "Truely Open Source"-Distribution finden, die z.B. den Debian-Free-Software-Guidelines unterliegt.
5. Ausbeutung quasi nicht möglich: Wohl einer der Hauptgründe, die Nutzer zu einer NC-Lizensierung treibt, ist vermutlich die Angst vor kommerzieller Ausnutzung ihrer Inhalte. Doch warum würde jemand für etwas Geld bezahlen, das er auch kostenlos vom ursprünglichen Urheber bekommen könnte, wenn der Verwerter den Inhalt nicht - in welcher Form auch immer, sei es durch Dienstleistung oder zusätzliche Beigaben - entsprechend aufgewertet, veredelt hätte? Hat er das getan, ist es dann nicht auch legtim, wenn er dafür etwas bekommt - zumal er damit ja auch für den ursprünglichen Inhalt Werbung macht?
Zum Schluss möchte ich noch auf einen Artikel von Erik Möller verweisen, in dem die "NC-Problematik" umfassend erläutert ist: http://www.opensourcejahrbuch.de/download/jb2006/chapter_06/osjb2006-06-01-m...
Aber warum sollte es bei Werken der persönlichen Meinung oder Erfahrung notwendig sein, dass modifizierte Versionen gemacht werden können? Wörtliches Kopieren und nicht-kommerzielle Weiterverbreitung reichen hier doch.
Mag sein, aber das hat, wie oben dargelegt, eben mit freier Kultur nur sehr wenig zu tun.
Schöne Grüße, ximian
PS: Ein Teil dieses Beitrags kommt aus unserem Blog: http://bitgewitter.blogger.de/stories/878008/