Bernhard Reiter schrieb:
On Sat, Mar 09, 2002 at 03:21:49PM +0100, Thomas Templin wrote:
Samstag, 9. März 2002 13:33 Bernhard Reiter wrote:
Aber warum lasst Ihr Euch die Chance entgehen auf breiter Basis Mitglieder ein zu binden.
Das ist eine Bezeichnungsfrage. Wir versuchen ehrlich zu sein und gleichzeitig die Strukturen traditionell offen für Mitarbeit zu lassen.
Mitglieder in Vereinen haben ein formales Stimmrecht. Ansonsten sind es Freiwillige. Die FSF in den USA hätte es nicht akzeptiert, wenn die Chance eine offizielle grosse FSF zu übernehmen groß ist, indem jeder Mitglied werden kann.
Aus meiner Erfahrung heraus sind sehr viele Linux Anwender bereit die "Idee" auch finanziell zu unterstützen, allerdings auf die Frage warum sie das nicht tun kommen immer wieder Antworten wie, "Keine Adresse bekannt", "Was machen die mit meinem Geld", "Die grossen Firmen bezahlen doch schon".
Viele Linux-Anwender wenden auch proprietäre Software an. Die Hauptarbeit der FSF(E) richtet sich nicht auf den einen Betriebsystemkern sonderen auf das GNU-Projekt und der Freiheit von Software insgesamt. Beispielsweise gibt es auch Freie BSD-Systeme und den Hurd als Betriebssystemgrundlage.
Wenn ich Thomas richtig verstanden habe, meinte er Linux-Anweder weder ausschließlich noch in dem Sinne, dass die FSF(E) Linux mehr unterstützen sollte als andere freie Projekte, sondern einfach als die (derzeit) größte Gruppe von Anwendern freier Software, unter denen vermutlich auch viele gerne etwas beitragen möchten, vor allem auch finanziell -- diejenigen, die durch Mitarbeit helfen wollen, tun das vermutlich in den meisten Fällen schon, aber bei denen, die das nicht wollen oder können (auch evtl. zeitlich) und "nur" finanziell beitragen möchten, spielt oft auch die Bequemlichkeit eine große Rolle. (Das ist nicht negativ gemeint.)
Natürlich kann man sich die Spendenadresse auf der Webseite suchen und dann immer mal wieder einfach was überweisen, aber das ist doch eher ungewöhnlich. Im Gegensatz dazu meldet man sich bei einem Verein einmal an, bekommt dann vielleicht noch einen schönen Mitgliedsausweis (der in der Praxis nicht viel Bedeutung hat, was die meisten potenziellen Mitglieder auch kaum anders erwarten würden), und bezahlt dann regelmäßig (per Dauerauftrag oder Einzug) seine Beiträge.
Und wenn man "auch proprietäre Software an[wendet]", darf das natürlich auch kein Hinderungsgrund sein. Es kann ja nicht das Ziel sein, Unterstützung nur von denen anzunehmen, die sich von schon voll und ganz der Sache verschrieben haben (diese dürften inzwischen wohl eh alle hier o.ä. zu finden sein ;-) -- gerade so, als ob ein Tierschutzverein nur nachgewiesene Vegetarier als Mitglieder annimmt. Sie können ja durch die Mitgliedschaft gerade dazu beitragen (wenn auch indirekt), freien Ersatz zu schaffen für die proprietäre Software, die sie (noch) benutzen.
Um der Gefahr der Übernahme vorzubeugen, müsste der Verein doch eigentlich nur formell separat von der FSFE sein (noch ein Verein mehr ...), also eine Art Förderverein, der dann z.B. entscheiden kann, mit seinen Beiträgen die FSFE zu unterstützen. Das Schlimmste, was bei einer Übernahme passieren kann, wäre dann, dass die Mehrheit entscheidet, das Geld anders zu verwenden. Dann können die gutmeidenden Mitglieder einfach austreten (und einen neuen Verein gründen), und der FSFE entsteht kein Schaden.
Ich glaube die FSFe-de hat hier einen grossen Vorteil, es setzt sich für die "Idee" ein die dahinter steht (kommt dem messianischen Eifer vieler Linuxianer entgegen), die Aktionen um den Einsatz von Linux im Bundestag haben vielen den Bedarf für eine Lobby Arbeit auf dieser Ebene bewusst gemacht.
Die Liste mit den Spenden an die FSFe ist dagegen ein recht entäuschendes Zeugnis für die Breitenwerbung.
Zugegeben da müssen wir besser werden. Vorschläge und Hilfe sind willkommen.
Ich hatte Thomas' Beitrag durchaus als Vorschlag verstanden. :-) Es ist nicht gerade eine neue Erkenntnis, aber um viele Spenden zu bekommen, braucht man entweder einige Groß- oder viele Kleinspender (oder beides :-). Mit ersterem kenne ich mich nicht aus, aber das klappt ja anscheinend (noch) nicht so gut, und letzteres läuft hierzulande typischerweise eben über Vereinsmitgliedschaften ...
Frank