Hallo Wolfgang
für mich geht es nicht darum, ob die App Open Source ist oder nicht, es geht mir darum, daß sie eine Bedrohung meiner Freiheit ist und deshalb komplett abgelehnt werden muß.
Ich empfinde diese Aussage in ihrer Absolutheit als etwas einseitig. Ja, eine Tracing-App hat ein großes Potential relevante Teile des privaten Kernbereichs offenzulegen. Aber vieles wird hier von der konkreten Implementierung abhängen. Bei dem zentralisierten PEPP-PT Modell hätte es nicht geholfen, wenn die App FOSS gewesen wäre, da es eine zentrale Stelle zur Speicherung der Kontaktdaten vorsah. Bei dem jetzt angestrebten dezentralisierten Protokoll (DP-3T) ist es dagegen wichtig den Code zu haben, da nur so überprüft werden kann, ob alle behaupteten Eigenschaften auch wirklich vorhanden sind. Wem das nicht ausreichend ist -- denn ja, auch DP-3T kann keine 100%ig Anonymität garantieren -- kann sich immer noch dagegen entscheiden. Die strikte Freiwilligkeit der App-Benutzung (und viele andere Sicherheitskriterien) findet sich übrigens auch in den Richtlinien des European Data Protection Boards (EDPB) wieder:
https://edpb.europa.eu/our-work-tools/our-documents/guidelines/ guidelines-042020-use-location-data-and-contact-tracing_en
Das sie zudem ihre angebliche Aufgabe nicht erfüllt, ist ein Nebenaspekt.
Ich denke nicht, dass das ein Nebenaspekt ist: Die Effektivität der App Infektionsketten zu unterbrechen wird wahrscheinlich ein Kernpunkt in der öffentlichen Diskussion über die Verhältnismäßigkeit ihres Einsatzes sein. Die Effektivität ist aber nicht nur ein technisches Problem, sondern wird auch stark von der "Dunkelziffer" (infizierten Personen ohne klar wahrnehmbare Zeichen einer Erkrankung) bestimmt werden. Diese Zahlen sollten hoffentlich in den nächsten Wochen vorliegen.
Viele Grüße
Christian