Am 15.11.2012 23:50, schrieb Robert Kehl:
Am 15.11.2012 10:42, schrieb RA Stehmann:
Freie Software thematisiert die Freiheit des Nutzers. Wenn "Code" "Law" ist, dann fordert Freie Software Transparenz und Privatautonomie.
Soweit so gut, bis auf Code = Law. Schreibt aber ein RA, daher nehme ich das mal als branchentypisch hin.
"Code is Law" ist nicht meine Erfindung (aber ein guter Denkansatz).
Freie Software hat daher in erster Linie den Nutzer (und dessen Freiheit) im Fokus, während Open Source den Entwickler adressiert. Open Source ist danach ein Modell, möglichst im technischen Sinne "guten" Code zu entwickeln.
Open Source bedeutet, dass der Quellcode eines Programms offen ist. Natürlich können nur Leute, die ihn verstehen, also Entwickler, ihn deuten und beurteilen, aber deshalb addressiert ein "Open Source"-Gedanke dennoch die gesamte Gesellschaft.
Ich hoffe, ich habe in meinem Posting klar genug zum Ausdruck gebracht, dass der Begriff "Open Source" unterschiedlich verwandt wird. ESR verbindet mit der Verwendung des Begriffs sicherlich andere Intentionen als z.B. Bruce Perens.
Bei ESR ist "Open Source" ziemlich klar ein Kampfbegriff gegen "Freie Software". Er geißelt letzteren als "ideologisch" und macht für "Open Source" Pragmatismus geltend.
Hinzu kommt, dass manche, die den Begriff "Open Source" verwenden, Copyleft als ideologisch motivierte Freiheitseinschränkung ablehnen. Hiermit setzt sich mein Posting auseinander.
Wenn Du persönlich den Begriff "Open Source" vorziehst und ein Freund der GPL bist, dann wirkt das auf mich zwar etwas merkwürdig, ist aber für mich noch ganz ok.
Verbunden mit einer "Ideologie der Pragmatik" bei den Apologeten von Open Source führt dies dazu, dass sich Entwickler durch Copyleft in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen.
Du bist kein Entwickler, richtig? Ich schon, und fühle mich durch die GPL *befreit*, nicht eingeschränkt. Ich kenne eine Menge Leute, die das genauso sehen.
Meine bescheidenen Eleborate stelle ich ebenfalls unter die GPLv3 or any later version.
Ihnen ist nämlich nicht primär ein Anliegen, die Freiheit des Nutzers zu fördern, sondern möglichst im technischen Sinne "guten" Code zu schreiben und hierdurch Anerkennung und auch ein Auskommen zu finden (was ja als solches nichts Schlechtes ist). Um mehr geht es ihnen aber nicht, alles andere ist für sie abzulehnende "Ideologie".
Sorry, Michael, aber das ist Bullsh*t - auf der Ebene argumentierst Du jetzt weiter und urteilst alle Entwickler ab zu geldgierigen Gut-Codern, um dann auf die bösen Hacker zu kommen.
Ich spreche halt mit einigen Leuten und versuche heraus zu bekommen, wie die so "ticken" und Gespräche beispielsweise mit BSDlern sind da sehr interessant.
Ich habe zur Kenntnis genommen, dass es selbstverständlich auch Entwickler gibt, die ihren Code unter Copyleft-Lizenzen stellen. Es gibt auch unter Entwicklern selbstverständlich auch Idealisten (und es ist auch deren gutes Recht, mit ihrer Kunst ein Auskommen zu suchen).
Es ging mir um die Denkweise von Leuten, die "Open Source" bewusst als Gegenbegriff zu Freier Software einsetzen und die Copyleft "verteufeln".
In der Welt lebe ich nicht, meine Freunde nicht, und ein Großteil der Menschheit meines Erachtens nach auch nicht. Keine Diskussionsgrundlage für mich. Grrr.
Das ist ja gut, aber es gibt eben auch nette und umgängliche Leute, die "Open Source" sagen, weil "Freie Software" für sie böse Ideologie und die Copyleft prinzipiell ablehnen und meinen, ihre Anschauungen seien "freiheitlicher". Mit denen muss man sich halt auch gelegentlich in aller Freundschaft auseinandersetzen und dazu muss man erst einmal seinen eigenen Standpunkt reflektieren und dann versuchen, zu verstehen, wie diese Leute denken und warum sie so denken.
Nehmt es hin, Ihr Nicht-Programmierer da draußen: Es gibt unter uns bösen/guten Programmieren welche, die es *geil* finden, dass Source Code offengelegt ist, und die es *cool* finden, wenn eigene Projekte unter z. B. der GPL stehen und jeder Mensch des Planeten ihn einsehen und u. U. sogar benutzen darf. Unbelievable, but true.
Oh ja, da gibt es erfreulicherweise eine Menge von. Aber es gibt eben auch welche, die Copyleft prinzipiell ablehnen und das sind auch gute Programmierer.
Gruß Michael