Hallo,

ich war von 2003 bis 2011 Lehrbeauftragter für das Fach "Informatik"  an der Fachhochschule Münster (Fachbereich Chemieingenieurwesen) tätig. Zu Beginn habe ich dort den Umgang mit Microsoft Office gelehrt. Nachdem dann aber die Version 3.0 von Open Office verfügbar war, habe ich die Lehrveranstaltung auf Open Office umgestellt. Dies war noch möglich, da die Datenverarbeitungszentrale der Hochschule auch Open Office auf dem PC-Pool installierte, wenn auch unter Windows. Ebenso wollte ich den Studenten Linux näher bringen und die Studenten zumindest 4 Unterrichtsstunden damit beschäftigen. Aber obwohl die überwiegende Mehrzahl der Administratoren in der Datenverarbeitungszentrale selber unter Linux arbeitete, war es dieser nicht möglich mir Linux zur Verfügung zu stellen. Es war nicht einmal erlaubt mit einer Life-Distribution wie Koppix an den Rechnern zu arbeiten. Dabei habe ich in den letzten 2 Jahren selber meinen beruflichen Arbeitsplatzrechner (Laptop in Dockingstation) auf Linux umgestellt und damit auch die Vorlesung präsentiert.
Ich habe beruflich mit vielen Hochschulen und auch Kommunen zu tun. Ich stelle dabei leider immer wieder fest, dass selbst dort wo man eigentlich erwarten sollte das sich Linux am ehesten durchsetzt, eine Stagnation eingetreten ist. Zwar betreiben viele der Administratoren an den Hochschulen ihre Server überwiegend mit Linux und sie selber arbeiten auch oft auf dem Desktop damit, aber sobald man sich außerhalb des Expertenumfeldes bewegt ist Windows das OS der Wahl. Ausnahmen bilden hier lediglich die Fachbereiche rund um "Informatik". Als einen wesentlichen Grund dafür habe ich die "Campus-Lizenzen" ausgemacht, da diese oft so günstig sind, dass bei den klammen Mitteln der Hochschulen dort kein Anreiz besteht "Linux" zu nutzen. Selbst die Studierenden kommen heute damit sehr günstig an Ihr legales Windows 7 und ihr MS Office. Das hat Microsoft sehr clever angestellt.
In ihrer Jugend nutzen sie Windows über die Lizenz des Rechners den sie gekauft haben, in der Hochschule werden sie mit günstigen Lizenzen versorgt und wenn sie später im Beruf tätig sind, spielen die Lizenzkosten kaum noch eine Rolle, da die Leute so an Windows gewöhnt sind, dass ein "Umlernen" auf ein freies Betriebssystem der Firma im ersten Moment mehr Kosten und Aufwand verursacht als Nutzen.
Und den Umlernprozess sollte man nicht unterschätzen. Ich arbeite seit 6 Jahren an Linux-Servern, aber der Umstieg auf dem Desktop hat mich ein 3/4 Jahr gekostet bevor ich mich dort so heimisch gefühlt habe wie vorher auf meinem Windowsrechner. Dennoch möchte ich den Schritt nicht missen, denn Linux überrascht mich selbst heute immer wieder mal und die Community z.B. bei Ubuntu ist großartig und sucht ihresgleichen ;-)

Gruss

Christofer König
 


Am 02.03.2012 16:21, schrieb Joker Germany:
Ich hab mich bei einer Berufsschule als Azubi für FAchinformatiker Systemintegration beworben.
Habe gefragt:
Wird hier was mit Linux gemacht?
Antwort:
Wir bekommen von Microsoft die Lizenzgebühren geschenkt, aber vielleicht können sie in ihrem Abschlussprojekt etwas mit Linux machen.
Damit war für mich die Stelle gegessen, später kam dann sogar die Zusage, die ich abgelehnt habe...

Am 2. März 2012 16:02 schrieb "Roland Häder" <r.haeder@will-hier-weg.de>:
Hallo,

auch an Schulen kommt freie Software teilweise zum Einsatz: GeoGebra z.B. habe ich bei uns an der Schule gesehen (ich bin dort "Hilfsadmin"). Firefox nutzen auch viele (Schueler und Lehrer gleichermassen). Aber das "OS" ist weiterhin Windows XP/2000. Letzteres gibt es eine Volumenlizenz fuer, ersteres weiss ich nur so viel, dass es ein paar Einzellizenzen gibt.

Office ist leider M$ 2k, kein LibreOffice, Adobe Flash/PDF Reader und PhotoShop (kein GIMP) kommen zum Einsatz. Fuer eine "Blender-AG" ist zum Glueck Blender installiert, nicht Maja oder dergleichen.

Und natuerlich muessen die Server M$ 2003 sein, obwohl ein Linux-System als Fileserver (wo die Images + Installationsdateien drauf sind) ausreichen wuerde.

Es gibt z.B. noch SkoleLinux ( http://www.slx.no/ ) und wird wohl auch an vielen deutschen Schulen eingesetzt, den Link dazu kann ich gerade nicht finden, es sind aber auch viele deutsche Schulen darunter.

Im Grossen und Ganzen: Gemischt, Windows ist ueberall "reingewachsen", Linux wohl eher der Exot (ausgenommen viele Unis vielleicht).

So mein persoenlicher Eindruck davon.

VG,
 Roland
--
NEU: FreePhone 3-fach-Flat mit kostenlosem Smartphone!
Jetzt informieren: http://mobile.1und1.de/?ac=OM.PW.PW003K20328T7073a
_______________________________________________
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de



_______________________________________________
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de