Am 23.07.2018 um 17:30 schrieb Luc Saffre:Die Sache mit dem Copyleft sollte aber etwas erklärt werden; das war die Kurzfassung für Insider.Leider ist der diesbezügliche Text auf Deiner Seite nicht ganz problemerfassend. Daher noch ein paar Ausführungen: Bekanntlich gibt es Computerprogramme - vereinfachend gesagt - in zwei Formen: als Quellcode und als Binary. Bei einem beispielsweise lyrischen Text würden die Nutzung und Verbreitung - auch abgeleiteter Werke - durch eine Aufhebung des Urheberrechts nicht gehindert. Anders bei einem Computerprogramm, welches eben auch (nur) als Binary distribuiert werden kann. Ohne den dazugehörigen Quellcode kann ich es ohne ganz erheblichen Aufwand weder für eine andere Plattform kompilieren noch verändern, beispielsweise verbessern. Ich könnte es allenfalls kopieren und die Kopien verteilen, aber ansonsten nicht einmal das Programm studieren. Habe ich nur ein Binary, gehen mir also wichtige Möglichkeiten faktisch verloren. Selbst wenn ich den Quellcode veröffentliche, kann ich ohne Urheberrecht niemand daran hindern, von meinem Werk abgeleitete Software lediglich Binaries zu verbreiten. Insofern sind die tatsächlichen Gegebenheiten bei Computerprogrammen wesentlich anders, als bei anderen urheberrechtlich geschützten Werken. Also gibt es ohne Urheberrecht kein Copyleft, was die Situation der Nutzer arg verschlechtert. Gruß Michael P.S. Die Situation, dies erklären zu müssen, ist nicht neu. In der Anfangszeit mussten wir dies auch in Kreisen der Piraten.
Danke für die Ausführungen und sorry dass ich nicht selbst auf
diesen Aspekt gekommen war. Oje, jetzt erst wird mir der Umfang
des Problems bewusst. Stimmt, deshalb können viele nicht mit
meiner Petition einverstanden sein! Deshalb habe ich als
Software-Entwickler letzten Endes die BSD und nicht die GPL
gewählt!
Ja, das ist der Punkt, wo ich aufhöre, mit Richard Stallmann
einverstanden zu sein : ich habe im Gegensatz zu ihm nicht das
Bedürfnis, andere daran zu hindern, mein Werk potentiell auch für
Dinge zu benutzten, die mir nicht passen. Das ist Sache der
anderen Benutzer und ggf die der Polizei. Aber ich als Autor
fühle mich nicht verantwortlich für potentielle unmoralische
Nutzung meiner Arbeit durch andere. Mir ist es egal, wenn es auch
unfreie Software gibt. Mein Problem ist, dass diese unmoralische
Tätigkeit sogar noch vom Staat unterstützt wird.
Und ich finde auch nicht, dass die Situation der Nutzer arg
verschlechtert wird, wenn sie nur eine kompilierte Variante eines
ursprünglich freien Werks bekommen. Das ist wie mit der Wurst :
Kein Endbenutzer einer Wurst will beim Konsumieren derselben
wissen, wie die gemacht worden ist. Wenn alle relevanten Details
über das Produzieren von Würsten bekannt wären, würden viele Leute
Vegetarier. Bei Facebook ist das wahrscheinlich nicht anders.
Ja, ohne Copyright gibt es kein Copyleft mehr. Viele Anwälte
müssen dann neue Tätigkeitsbereiche wählen. Aber keine Sorge, es
wird immer genug Arbeit geben.
Luc